Fake-Bewertungen

Amazon reduziert falsche Produktrezensionen

09.05.2022
Von 
Beate Wöhe leitete als Director Experts Network das IDG Experten-Netzwerk für alle Online-Portale der IDG Tech Media GmbH. Sie hatte diese Position nach über zehnjähriger Tätigkeit als Redakteurin und leitende Redakteurin des IDG-Titels ChannelPartner im Juli 2014 übernommen. 
Der Online-Marktplatz Amazon kämpft seit Jahren gegen Firmen, die im Auftrag von Produktherstellern gekaufte Kundenrezensionen auf dem Marktplatz platzieren. Nun hat Amazon einen Etappensieg vermeldet.
Große Online-Plattformen wie Amazon oder Reiseanbieter arbeiten mit Kundenbewertungen auf ihren Plattformen, um Kunden bei ihrer Kaufentscheidung zu unterstützen.
Große Online-Plattformen wie Amazon oder Reiseanbieter arbeiten mit Kundenbewertungen auf ihren Plattformen, um Kunden bei ihrer Kaufentscheidung zu unterstützen.
Foto: rawf8 - shutterstock.com

Im Jahr 1995 führte Amazon das System der Kundenrezension für auf dem Marktplatz angebotene Produkte ein. Das Ziel war es, die Kunden durch Produktbewertungen anderer Kunden, die das Produkt bereits gekauft hatten, bei ihrer Entscheidung zu unterstützen. Klare Richtlinien für Produktbewertungen lieferte das Unternehmen gleich mit: Dazu gehört das Verbot der Bezahlung für Rezensionen in Verbindung mit der Vorgabe, nur positive Rezensionen abzuliefern. Die Einhaltung dieser Richtlinien kontrolliert das Unternehmen laut eigenen Aussagen durch eine Kombination aus mehr als 10.000 weltweit darauf geschulten Mitarbeitern sowie einer Machine-Learning-Technologie. Das führe dazu, dass "weit über 99 Prozent der in unseren Shops angezeigten Produkte authentische Bewertungen enthalten", so Dharmesh Mehta, Vice President Customer Trust and Partner Support, bei Amazon.

Dennoch haben findige Unternehmen ein Geschäftsmodell gefunden, indem sie im Auftrag von Produktanbietern, die Amazon-Bewertungen kaufen, gefälschte positive Bewertungen auf den Produktseiten platzieren und dafür Geld kassieren. Dazu akquirieren sie auf ihren eigenen Websites Kunden und fordern sie auf, gegen Bezahlung kostenlose Produkte oder andere Anreize, irreführende oder übertrieben positive Bewertungen zu schreiben.

Drei Bewertungs-Broker geben auf

Gegen diese Bewertungs-Broker kämpft Amazon seit Jahren, und wie Mehta kürzlich in einem Blogpost mitteilte, ist dem Unternehmen ein Schlag gegen drei dieser Unternehmen gelungen: Fivestar Marketing, Matronex und AppSally "haben ihre betrügerischen Machenschaften, die auf Amazon-Kunden in den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien abzielten, eingestellt". Auf der Website des in Deutschland bekannten Marketing-Anbieters Fivestar ist dazu zu lesen: "Bitte beachten Sie, dass Fivestar Marketing das Angebot für Bewertungen und Rezensionen auf der Plattform Amazon vollständig eingestellt hat. Auch alle damit verbundenen Dienstleistungen (zum Beispiel Nützlich-Markierungen) werden nicht mehr angeboten. Vielen Dank für Ihr Verständnis!"

Auch gegen einen weiteren in Hongkong ansässigen Bewertungs-Broker geht der Online-Marktplatz gerichtlich vor: Extreme Rebate versuche nach Angaben von Amazon, irreführende Produktrezensionen in Amazon-Shops in den USA, Europa, Japan und Kanada zu platzieren. In den USA und in Deutschland seien bereits entsprechende Klagen eingereicht worden, um die Firma sowohl auszuschalten als auch dazu zu zwingen, Informationen über deren Auftraggeber zu liefern. "Diese Informationen werden es uns ermöglichen, alle gefälschten Bewertungen zu entfernen, die nicht bereits durch unsere fortschrittliche Technologie und proaktiven Prozesse, die unsere Deals ständig überwachen, entdeckt und entfernt wurden", erläutert Mehta.

Ob sich die Anzahl der nicht legalen Produktbewertungen auf der Amazon Shopping-Plattform durch die laufenden Aktivitäten reduziert, kann allerdings nur das Unternehmen selbst prüfen. Den Kunden bleibt nach wie vor das Prinzip Hoffnung. (bw)