Besser als Apple TV?

Amazon Fire-TV im Test

07.02.2015
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Schwerpunkte? Keine - er interessiert sich vielmehr für (fast) alles, was mit IT, PC, Smartphone und Elektronik zu tun hat. Dabei geht es aber meist nicht um die Technik nur um der Technik willen, vielmehr stehen Nutzen und sinnvolle Anwendung im Vordergrund.

Flotte Hardware, insgesamt gute Bildqualität

Optisch macht Fire TV eine gute Figur, die Box etwa in CD-Größe (11,5 cm im Quadrat, 1,8 cm Höhe) ist noch deutlich schlanker als Apple TV. Unter der Haube arbeiten eine Quad-Core-CPU mit bis zu 1,7 GHz und zwei GByte RAM – viermal so viel wie bei Apple TV oder Chromecast. Neben LAN (bis 100 MBit/s), WLAN (bis n-Standard) und dem HDMI-Anschluss verfügt die Box über einen optischen Audio-Ausgang und einen USB-2.0-Anschluss. Dieser ist aber derzeit ohne Rooten der Box nicht aktiv. Eine analoge Audioausgabe, beispielsweise zum Übertragen von Spotify auf eine herkömmliche Stereoanlage, gibt es nicht.

Fire TV kann Videos bis Full HD (1.080p) streamen, als Formate werden H.263, H.264, MPEG4-SP und VC1 unterstützt. Auf der Audioseite gibt die Box neben Stereoton, Dolby Digital Plus, 5.1 Surround Sound per HDMI-Übertragung bis 7.1 aus. Abgespielt werden die Formate AAC, AC-3, E-AC-3, HE-A, PCM und MP3.

Knapp 40 Euro zusätzlich kostet der Amazon Fire Gamecontroller. Primär dient er zu spielen, doch Fire TV lässt sich damit auch fernbedienen.
Knapp 40 Euro zusätzlich kostet der Amazon Fire Gamecontroller. Primär dient er zu spielen, doch Fire TV lässt sich damit auch fernbedienen.

Die Hardware-Voraussetzungen sind durchs gut, dennoch gab es im Test mitunter das eine oder andere Problem. So startete mancher HD-Film zwar in HD, schaltete nach kurzer Zeit aber die Qualität herunter, obwohl ausreichend Bandbreite zur Verfügung stand (WLAN und per Ethernet-Kabel). Auch beim Streamen aus den Mediatheken ruckelt es immer mal wieder. Insgesamt aber hinterlassen Bild und Ton einen ausgesprochen guten Eindruck.

Wer zusätzliche knapp 40 Euro in den Amazon Fire Gamecontroller investiert, kann mit der Box sogar spielen. Auf das App-Angebot kommen wir gleich zurück. In der Praxis zeigen sich beim Spielen zwei Einschränkungen. Zum einen stehen vom acht GByte großen internen Speicher nur gut fünf zur Verfügung. Manche Spiele benötigen aber schon fast zwei GByte Speicherplatz, so dass dieser schnell knapp wird. Zum zweiten ist Fire TV keine Spielekonsole im engeren Sinn, also nicht mit den „richtigen“ Konsolen von Microsoft, Nintendo und Sony zu vergleichen – das wird bei Performance und Grafikpower schnell deutlich. Viele der von Amazon angebotenen Apps laufen dennoch flüssig, zum Spielen zwischendurch ist Fire TV also gut brauchbar.

Schließlich verfügt Fire TV über eine Kindersicherung, über die sich Inhalte (Spiele und Apps sowie separat die Fotos), Einkäufe und Amazon Videos sperren lassen. Hier gibt es allerdings nur „ein“ oder „aus“, eine altersabgestufte Freigabe fehlt.

Apps und Spiele, eigene Streams und Android-Apps als APKs

Im Vordergrund der Box steht das Amazon-eigene Videostreaming: Die Prime Instant Video Inhalte stehen allen Kunden ohne weitere Kosten zur Verfügung, die für eine Jahresgebühr von 49 Euro die Prime-Option buchen. Allerdings sind längst nicht alle bei Instant Video Bestandteil der Jahres-Flatrate, wie der Test der Video-on-Demand-Dienste zeigt. Die „Filme im Einzelabruf“ kann man entweder zu Preisen zwischen zwei und fünf leihen oder für sechs bis 17 Euro kaufen, diese erscheinen anschließend in der „Bibliothek“.

 Längst nicht alle Videos aus der Amazon-Videothek sind im Pauschalangebot Instant Prime Video enthalten. Für viele Filme und Serien ist extra zu zahlen.
Längst nicht alle Videos aus der Amazon-Videothek sind im Pauschalangebot Instant Prime Video enthalten. Für viele Filme und Serien ist extra zu zahlen.

Größer – aber wegen zusätzlicher Abos auch teurer – wird das Film- und Serienangebot, sobald Netflix und/oder Maxdome implementiert sind.

Gut überschaubar ist auch noch das App-Angebot. Unterteilt in die verschiedenen Rubriken beschränkt sich die Auswahl jeweils auf wenige Apps. Immerhin sind die Mediatheken der öffentlich rechtlichen Fernsehsender, YouTube, TuneIn Radio, Spotify, Zattoo TV, Tools wie Plex und einiges mehr dabei.

Größer ist das Angebot bei Spielen, hier ließen sich zum Deutschland-Start immerhin fast 200 Games installieren. In dieser Rubrik ist allerdings ein beträchtlicher Teil der Inhalte kostenpflichtig, man muss also wie bei Android oder iTunes meist ein paar Euro pro Spiel bezahlen. Download und Installation der Apps ist einfach.

Die genannte Plex-App ist denn auch, die das Streamen von anderen Geräten ermöglicht. Denn aktuell unterstützt Fire TV das Abspielen weder per DLNA noch über den USB-Anschluss. Installiert man dagegen Plex auf der Settopbox und als Server auf einer Netzwerkfestplatte oder einem Android-Smartphone bzw. -Tablet, lassen sich auch externe Inhalte abspielen. Ansonsten bleibt nur der Weg über Amazon Cloud Drive – hier sind allerdings nur fünf GByte kostenlos.

Über den Amazon Cloud Drive lassen sich Medien auch von externen Geräten abspielen, der Speicherplatz in der Gratisversion umfasst aber gerade einmal fünf GByte.
Über den Amazon Cloud Drive lassen sich Medien auch von externen Geräten abspielen, der Speicherplatz in der Gratisversion umfasst aber gerade einmal fünf GByte.

Zunächst einmal bildet Fire TV ein in sich abgeschlossenes System – allerdings eines auf Android-Basis. Und das heißt, dass sich mit ein paar Tricks (fast) alle Apps aus Googles Playstore installieren lassen. Dazu sind auf der Amazon-Box über „Einstellungen -> System-> Entwickleroptionen" die beiden Optionen „ADB Debugging“ und „Apps unbekannter Herkunft“ zu aktivieren. Wichtig ist ferner die aktuelle IP-Adresse von Fire TV, die Sie über „Einstellungen -> System -> Info -> Netzwerk“ herausfinden. Die weiteren Schritte, die Android-Apps als APK-Dateien auf dem Fire TV zu installieren, würden den Rahmen dieses Tests sprengen. Doch mit der Kombination aus den PC-Tools Google Play Desktop Client Raccoon zum Erstellen der APKs und Amazon Fire TV Utility App oder adbFire ist dies sehr einfach.