Operativer Verlust etwa auf Vorjahresniveau

Amazon.com überrascht im dritten Quartal

03.11.2000
MÜNCHEN (IDG/CW) - Internet-Händler Amazon.com hat im dritten Quartal 2000 besser abgeschnitten als erwartet. Sowohl die Einnahmen als auch der ausgewiesene Verlust fielen besser aus als von den meisten Analysten erwartet. Große Hoffnungen verbindet das Unternehmen nun mit dem Weihnachtsgeschäft, das im vierten Quartal einen neuen Umsatzrekord bringen soll.

Amazon beendete das dritte Quartal mit einem Minus von 240,5 Millionen Dollar; das sind 22 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres, als ein Nettoverlust von 197,1 Millionen Dollar zu Buche geschlagen hatte. Beim operativen Ergebnis konnte sich die Company aus Seattle allerdings "stabilisieren": Bereinigt um außerordentliche Aufwendungen wird ein Verlust von 89,5 Millionen Dollar oder 25 Cent pro Aktie ausgewiesen gegenüber einem Fehlbetrag von 85,8 Millionen Dollar beziehungsweise 26 Cent je Anteilschein im dritten Quartal 1999. Die Prognosen der Wallstreet hatten sich zuletzt bei einem Verlust von 33 Cent je Aktie eingependelt. Auch beim Umsatz konnte Amazon die Ewartungen der Börsianer übertreffen: Er kletterte in der abgelaufenen Drei-Monats-Periode im Vorjahresvergleich um 79 Prozent von 355,8 auf 637,9 Millionen Dollar.

Die Aktie von Amazon legte nach Bekanntgabe der Zahlen geringfügig zu und kletterte im nachbörslichen Handel teilweise sogar wieder deutlich über die 30-Dollar-Marke. "Fundamentale Antworten" gebe diese Quartalsbilanz jedoch nicht, hieß es in Analystenkreisen. Immer noch scheiden sich die Geister an der Frage, ob und wann die einstige Ikone der New Economy, bei der mittlerweile Verluste von mehr als 1,75 Milliarden Dollar aufgelaufen sind, in die schwarzen Zahlen kommt.

Firmengründer und CEO Jeffrey Bezos gab sich, was diese Frage angeht, in einer Telefonkonferenz mit Analysten einmal mehr zurückhaltend. Das operative Minus soll im kommenden Geschäftsjahr weniger als 160 Millionen Dollar oder fünf Prozent des geplanten Umsatzes betragen, ließ er sich immerhin aus der Reserve locken. Der Amazon-Frontmann beteuerte, dass die Buch-, Musik- und Videosparte im US-Markt erneut profitabel abgeschnitten hätten. In diesen Bereichen wolle man sich durch gezielte Maßnahmen, etwa eine Erhöhung der Buchpreise und geringere Rabatte, nicht mehr so sehr auf das Umsatzwachstum, sondern auf eine Verbesserung der Profitabiltät konzentrieren. Ein Vorhaben, das nach Möglichkeit auch schon im vierten Quartal 2000 in die Tat umgesetzt werden soll. Laut Bezos erwartet das Unternehmen hier im Zuge des Weihnachtsgeschäfts einen neuen Rekordumsatz, der zwischen 950 Millionen und 1,05 Milliarden Dollar liegen soll. Befürchtungen, dass es dann aufgrund mannigfaltiger Logistikprobleme wieder zu zum Teil drastischen Lieferverzögerungen kommt, hat man dieses Mal offensichlich nicht. Die "geringfügigen Probleme" des Vorjahres seien behoben worden, betonte der Amazon-Chef.