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Amazon.com greift Bertelsmanns CDnow unter die Arme

26.11.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bertelsmann reduziert unter der Ägide des neuen Konzernchefs sein E-Commerce-Engagement zusehends. Aktuell hat der Gütersloher Medienkonzern oder genauer seine Sparte BeMusic einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge eine Übereinkunft mit dem weltweit erfolgreichsten E-Tailer Amazon.com erzielt. Dieser soll für die Bertelsmann-Site CDnow und den Plattenclub BMG Music Services "Dienstleistungen erbringen". Welche das genau sind, ist nicht bekannt.

CDnow bleibe auch weiterhin Teil von BeMusic, so Bertelsmann. Ein Amazon-Sprecher ergänzte, der Deal könne offiziell gegen Ende des Jahres angekündigt werden. Das "Journal" zitiert einen Insider mit der Information, Amazon.coms CDnow-Deal könne ähnlich ausfallen wie der mit Borders.com, für das die Bezos-Company den kompletten Webauftritt von der Lagerhaltung über den Kundendienst bishin zum Versand übernommen hat. Die Einnahmen auf Borders.com verbucht Amazon als Umsatz und zahlt Borders.com dafür Kommissionen.

Gunter Thielen hat seit dem Machtwechsel bei Bertelsmann das von seinem Amtsvorgänger Thomas Middelhoff forcierte E-Commerce-Geschäft bereits wieder heftig dezimiert. Der Konzern kippte die geplante Übernahme von Napster, außerdem hat Thielen den höchsten Internet-Manager geschasst und den Online-Buchhandel Bol.com zerschlagen. Der Vorstandsvorsitzende vertritt die Ansicht, das Internet könne zwar Bertelsmanns Content-Geschäft ergänzen, aber nicht ein gewinnbringender neuer Vertriebskanal werden. "Bertelsmann ist kein Kaufhaus", erklärte Thielen kürzlich in einem Interview. (tc)