Neue E-Reader

Amazon bringt den Kindle Fire erstmals nach Deutschland

07.09.2012
Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon bringt sein Tablet "Kindle Fire" erstmals nach Deutschland.

Ab 25. Oktober wird unter anderem die kleinere Version des neuen Kindle Fire HD in Deutschland erhältlich sein. Damit spitzt Amazon auch hierzulande den Preiskampf im boomenden Tablet-Geschäft zu. Der Preis wird bei 199 Euro für das Modell mit 16 Gigabyte Speicher und bei 249 Euro für die 32-GB-Variante liegen, wie der zuständige Europa-Manager Jorrit van der Meulen sagte. Zudem wird hierzulande am kommendem Mittwoch auch eine aufgefrischte Version des Kindle Fire von vergangenem Herbst für 159 Euro erhältlich sein. Diese Tablets haben eine Bildschirmdiagonale von 7 Zoll (18,8 cm).

Die Nutzer haben über die Fire-Tablets, die mit einem von Amazon modifizierten Android laufen, Zugriff unter anderem auf das Amazon-Musikangebot sowie Filme über die Tochter Lovefilm. Die Zahl der Buchtitel in deutscher Sprache sei inzwischen auf 110.000 angewachsen, sagte Deutschlandchef Ralf Kleber. Auch der "Cloud Player", mit dem man seine Musik auf Amazons Server hochladen und von dort abspielen kann, wird demnächst verfügbar sein.

Amazon läutete mit neuen Geräten eine breit angelegte Offensive ein, die auch auf das iPad von Apple - den heutigen Platzhirsch - zielt. In den USA wird es jetzt auch eine größere Variante des Fire-Tablets mit einer Bildschirmdiagonale von 8,9 Zoll (22,6 cm) geben, wie Amazon-Chef Jeff Bezos im kalifornischen Santa Monica ankündigte. Damit ist der Bildschirm nur etwas kleiner als beim iPad. Die Auflösung ist mit 1920 x 1200 Bildpunkten etwa so hoch wie bei einem HD-Fernseher. Das größere Kindle Fire HD kostet in den USA 299 Dollar.

Für 499 Dollar gibt es die größere Version mit 32 GB Speicher auch mit schnellem LTE-Datenfunk. Dazu bietet Amazon einen LTE-Tarif mit einem monatlichen Datenvolumen von 250 Megabyte für 49,99 Dollar pro Jahr. Für das LTE-Tempo ist diese Datenreserve allerdings nicht sonderlich hoch.

Die Menschen wollten keine Geräte mehr, sondern Dienste, erklärte Bezos die Philosophie hinter Amazons Kindle-Geschäftsmodell. Deshalb hätten auch die vielen Tablets mit dem Google -Betriebssystem Android bisher wenig Erfolg gehabt. Die Preise halte Amazon niedrig, weil der Konzern nicht beim Verkauf der Geräte Geld verdienen wolle, sondern wenn Kunden sie nutzen und Inhalte kaufen. Schon seit dem ersten Fire wird davon ausgegangen, dass Amazon bei diesem Gerätepreis draufzahlen muss. Der Konzern profitiert aber von dem direkten Zugang zu den Inhalten in seinem Angebot, den die Tablets bieten.

Bezos stellte auch einen neuen E-Book-Reader aus Amazons Kindle-Serie vor. Das Modell mit dem Beinamen "Paperwhite" (Papierweiß) hat einen besonders hellen Bildschirm. Der Akku halte auch bei ständig laufender Beleuchtung acht Wochen, versprach der Amazon-Chef. Die Preise fangen in den USA bei 119 Dollar an. Auch dieses Gerät wird in Deutschland zunächst nicht erhältlich sein. Dafür senkt Amazon den Preis des klassischen Kindle-Readers von 99 auf 79 Euro.

Amazon hatte die erste Generation des Kindle Fire im vergangenen November nur in den USA auf den Markt gebracht. Das Gerät mit einer Bildschirmdiagonale von 7 Zoll (18,8 cm) sorgte damals für Schlagzeilen mit seinem niedrigen Preis von 199 Dollar. Inzwischen sind auch Konkurrenten mit neueren Geräten in dieser Preisklasse präsent, zuletzt etwa Google mit dem von Asus gebauten "Nexus 7". Für diesen Herbst wird auch von Apple eine erste kleinere Version seines iPad erwartet.

Amazon hat noch nie Zahlen zu den Kindle-Hardware-Verkäufen veröffentlicht. Nach Berechnungen der Marktforscher von IDC kamen die Fire-Tablets im vergangenen Quartal auf einen Marktanteil von fünf Prozent mit 1,25 Millionen abgesetzten Geräten. Apples dominierte mit 17 Millionen verkauften iPads und einem Marktanteil von 68 Prozent nach wie vor das Geschäft.

Mit den neuen Fire-Kindles treibt Amazon außerdem die Verzahnung mit seiner Hörbuch-Tochter Audible weiter voran. Die Geräte unterstützen nun "Whispersync for Voice", bei der der Nutzer fliegend zwischen E-Book und Hörbuch wechseln kann und immer dort weiterliest respektive vorgelesen bekommt, wo er zuletzt aufgehört hat. Ebenfalls neu ist das "Immersion Reading" - dabei läuft das E-Book parallel zum Hörbuch mit und der jeweils gerade vorgelesene Text wird hervorgehoben. Ob und wann diese Features - die in den USA aktuell für rund 15.000 Hörbuch/E-Book-Kombis möglich sind - auch beim deutschen Ableger Audible.de zur Verfügung stehen werden, ist noch nicht bekannt.

Entgegen anderslautenden Gerüchten im Vorfeld kündigte Bezos gestern übrigens weder ein Amazon-Smartphone noch eine Streaming-Box à la Apple TV an. Im Interview mit dem US-Technikblog "All Things D" deutete der Firmengründer allerding an, dass Amazon noch mehr Geräte in der Pipeline habe. (dpa/tc)