Interaktive Programmierung im Kommunalen Gebietsrechenzentrum FrankfurtMain:

Am Bildschirm entstehen bessere Programme

01.12.1978

Wie Programme bisher entstanden, konnte nicht ganz befriedigen. Zunächst wurde unter mehr oder weniger großen Anstrengungen mit Hilfe von Bleistift Papier und Radiergummi das Programm in einer für den Computer verständlichen Sprache codiert. Hier trat bereits die erste Unterbrechung der Arbeit ein; das Warten auf das Ablochen des Programms. Doch kaum waren die lang ersehnten Lochkarten in der Hand des Programmierers, so kündigte sich schon die nächste Unterbrechung an, das Warten auf die Umwandlungsliste. Selbst wenn der Computer gleich dazu kam, das Programm auf formelle Fehler zu durchsuchen, so stand noch lange nicht fest, wann der Programmierer das Ergebnis - die fehlerfreie Umwandlungsliste oder eine Fehlerliste - bekam, um so weitere Aktionen zu starten. Der Computer konnte sich dem Programmierer leider nur über den langsamen und stark frequentierten Drucker mitteilen. Mit diesem Problem hatte sich der Programmierer während der ganzen Testphase herumzuschlagen, wenn er auf der Suche nach logischen Fehlern auf die schriftliche Antwort (Testergebnisse) des Computers wartete.

Dieser Zustand befriedigte auch die 35 Programmierer des Kommunalen Gebietsrecherszentrums (KGRZ) Frankfurt nicht. Das KGRZ Frankfurt ist eines von sechs Rechenzentren im Hessischen Datenverarbeitungs-Verbund, die seit 1970 für den Bereich der Kommunalverwaltung und der Landesverwaltung in Hessen als Körperschaften des öffentlichen

Rechts Verwaltungsarbeiten und andere Arbeiten unter Einsatz elektronischer Datenverarbeitungsanlagen erledigen.

Jedes Rechenzentrum hat für mehrere Projekte die Federführung; es ist die zentral für die Entwicklung und Pflege dieser landeseinheitlichen Verfahren zuständig. Der Einsatz der Verfahren erfolgt in der Regel dezentral in allen Rechenzentren des Verbunds.

Die herkömmliche Art der Programmerstellung trug oft dazu bei, daß Termine nur schwer oder nicht gehalten werden konnten. Dies ging zu Lasten des Tests und damit der Qualität der Programme und hatte unnötige Änderungen und Bindung von Personal während des Einsatzes zur Folge.

Im Jahr 1977 befaßte sich das KGRZ Frankfurt aus diesem Grunde intensiv mit den Möglichkeiten der Programmerstellung am Bildschirm und verglich die Angebote mehrerer Bildschirm- und Software-Hersteller. Die erhebliche Reduzierung der Terminalpreise war ein zusätzlicher Beweggrund:

Es wurde ein Software-Produkt zur Erstellung und Pflege von Programmen am Bildschirm gesucht, das

- leicht erlernbar ist,

- gutes Antwortzeitverhalten bietet,

- das System möglichst wenig belastet,

- VS1-verträglich ist,

- dem Programmierer möglichst viele Hilfen und Informationen für seine Arbeit an die Hand gibt,

- im Rahmen einer Probeinstallation getestet werden kann.

Die Möglichkeit des interaktiven Testens war nicht gefordert.

Die Bildschirme - später das tägliche Handwerkszeug der Mitarbeiter - sollten die allgemein anerkannten arbeitsmedizinischen Regeln sowie die sonstigen arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigen, um Gesundheitsschädigungen und unzumutbare Belastungen weitgehend zu vermeiden. Es standen folgende Auswahlkriterien im Vordergrund:

- Verstellbarkeit des Bildschirms,

- Bildschirmwinkel neigbar,

- blendfreies Bild,

- gleiche Bildschärfe über den gesamten Bildschirm,

- gut lesbare Zeichen,

- niedriger Reflexionsgrad des Bildschirms,

- ruhiges Bild durch hohe Bildwiederholungsfrequenz,

- flache, abgeschrägte und blendfreie Tastatur,

- Tastatur vom Bildschirm getrennt beweglich,

- praxisgerechte Tastatur,

- kompaktes Gerät, das genügend Arbeitsfläche läßt und portabel ist,

- Hersteller, der auf Benutzerwünsche eingeht und diese berücksichtigt,

- IBM 3270-kompatibel,

- großer, zufriedener Kundenkreis,

- Probeinstallation,

- Wartungsdienst im Großraum Frankfurt,

- problemlose Installation,

- kurze Lieferzeit.

Zur Vollständigkeit sei erwähnt, daß diese Forderungen zu einem möglichst günstigen Preis erfüllt werden sollten.

Die Probeinstallation erschien dem KGRZ Frankfurt als ein wichtiges Auswahlkriterium Jedem Programmierer sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich an der Arbeitsmittels, das er künftig täglich benutzen sollte, zu beteiligen.

Die Testphase endete mit der Entscheidung für die Alfaskop 3500 - Bildschirme von Datasaab und das Softwarepaket Complete der Software AG Darmstadt. Diese. Produkte erfüllten die gestellten Forderungen am weitgehendsten, wurden von den Programmierern am besten angenommen und zu einem angemessenen Preis angeboten.

Zu Jahresbeginn wurden dann 22 Alfaskop 3500 Bildschirme und ein Datasaab M 132/77E - Hardcopy-Drucker angemietet.

Die Installation erfolgte zum vereinbarten Termin und verlief problemlos. Mängel, die bisher auftraten, wurden umgehend behoben und führten fast nie zu Unterbrechungen der Arbeit am Bildschirm. Alle für das KGRZ vereinbarten Modifikationen wurden inzwischen realisiert.

Im ersten Halbjahr konnten im praktischen Einsatz bereits eine Reihe positiver Erfahrungen gemacht werden.

Durch der Wegfall der geschilderten Wartezeiten kann der Programmierer kontinuierlicher arbeiten. Zudem hat er durch den Bildschirm wieder den direkten Kontakt zum Computer, der ihm seit Einführung des "Closed-Shop-Betriebs" fehlte. Die ihm dadurch in größerem Umfang direkt zur Verfügung stehenden Informationen und die Möglichkeit, den Fortgang seiner Arbeit beobachten und beeinflussen zu können, wirkt sich positiv auf das Arbeitsergebnis aus.

Durch die Möglichkeiten am Bildschirm wird der Programmierer motiviert, übersichtlichere Programme zu erstellen. Formalfehler, die durch die verbesserten Bedingungen schneller entdeckt und ausgeräumt werden können lassen mehr Zeit zum Finden und Beseitigen logischer Fehler und führen damit zu besseren Programmen als bisher.

*B. Hofmann ist Programmier-Gruppenleiter beim Kommunalen Gebietsrechenzentrum, Frankfurt.