Altmodische Werte fördern die Karriere

08.04.2004
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Ein zügiges Hochschulstudium, Auslandserfahrung und Fremdsprachenkenntnisse helfen, den Sprung in die Chefetage zu schaffen. Allerdings belegt die Studie von Heidrick & Struggles auch, dass ohne Soft Skills die Karriereperspektiven bescheiden sind.

"Stromlinienförmige Karrieristen werden nicht zu erfolgreichen Führungskräften", betont Franco Parodi, Partner bei Heidrick & Struggles, und ergänzt: "Gefragt sind Führungspersönlichkeiten, und zur Persönlichkeit gehört ganz wesentlich Lebenserfahrung." Für die Studie wertete die Personalberatung aus einem Datenpool von insgesamt 4900 Berufsverläufen 300 Lebensläufe von erfolgreichen Managern aus, die zur ersten und zweiten Führungsebene gehören. Zu den Bewertungskriterien zählen Studium, Berufseinstieg und Karriereschritte.

Verbindlichkeit und Selbstsicherheit helfen auf dem Weg nach oben. (Foto: Photodisc)
Verbindlichkeit und Selbstsicherheit helfen auf dem Weg nach oben. (Foto: Photodisc)

Ein abgeschlossenes Studium gehört schon selbstverständlich dazu: 94 Prozent der Befragten verfügen über einen Hochschulabschluss, 27 Prozent haben darüber hinaus einen Doktor- oder MBA-Titel in der Tasche. Auch die Studienfächer Ingenieurwissenschaften und Betriebswirtschaft scheinen die spätere Karriere zu fördern, denn mehr als 70 Prozent der erfolgreichen Manager punkteten mit diesen Fächern. Geisteswissenschaftler und Juristen zählen in der Stichprobe mit nur jeweils zwei Prozent zu den Exoten innerhalb der Riege der erfolgreichen Manager.

Mit durchschnittlichen 10,9 Semestern schließen die angehenden Führungskräfte ihre Universitätslaufbahn zügig ab. Mehr als 90 Prozent verfügen über gute oder sehr gute Englischkenntnisse. Besonders viele 30- bis 39-jährige Manager nutzen ein Auslands- oder Praktikumssemester, um ihre Sprachfertigkeit zu verbessern. 46,5 Prozent gaben an, bereits im Ausland gelebt oder studiert zu haben. Verglichen mit den 50- bis 54-jährigen Chefs steigt die Bereitschaft, auch eine internationale Karriere in Angriff zu nehmen.

Nachdem Studium, Auslandserfahrung und gute Fremdsprachenkenntnisse selbstverständlich geworden sind, beeinflussen andere Faktoren ebenfalls den Karriereverlauf. Parodi schreibt den Soft Skills eine Schlüsselrolle auf dem Weg an die Unternehmensspitze zu: "Ob es jemand in die Chefetage schafft oder im Mittel-Management hängen bleibt, ist ganz wesentlich eine Frage der Soft Skills, und hier zählen vor allem klassische, fast altmodische Werte wie Verbindlichkeit, Sympathie, Souveränität, Selbstsicherheit, aber auch die Fähigkeit zur Selbstkritik." (iw)