Alternativen für die Langzeitplanung

28.11.1975

Ist es wirklich so schwer, vorherzusagen, was in der EDV etwa 1980 geboten wird? Generationen-Wechsel oder gar revolutionäre Neuheiten wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Selbst wenn, vergingen von der Ankündigung Jahre bis zum Einsatz beim Anwender. Der Trend heißt "Evolution": Ständige Verbesserungen bestehender Techniken mit weiterem Preisverfall bei der Hardware und zunehmenden anteiligen Kosten für die Software .

Die Zeit der einsamen Großrechner ist wohl vorbei, zunehmend werden die Zentralen in große TP-Netze einbezogen, der Bildschirm kommt zum Arbeitsplatz. Das gilt für die Großen.

Der große Rest sind die Installationen mit mittleren und kleineren Rechnern. Müssen sie den Trend bei den Großen nachahmen, weiterhin - einige Schuhnummern kleiner - kopieren? Oder gibt es Alternativen?

Bekanntlich gibt es zwei. Einerseits: Minicomputer - mittlerweile handelt es sich um Megabyte-Maschinen mit recht komfortabler Software - für den kommerziellen Einsatz, auch die zwischenzeitlich durchaus großen MDT-Billig-Platten-Systeme gehören dazu. Andererseits: Service-Rechenzentren, die immer mehr zu bieten haben, insbesondere, da zunehmend Stapelfernverarbeitung, Timesharing und Bildschirm-Dialog mit Datenbanken offeriert werden.

Fahren Sie Taxi?

Was für Konsequenzen hat das für die Mittelklasse - so Größenordnung 370/115 bis 370/135 oder ähnliche Maschinen der gleichen Preisklasse? Braucht jeder seinen komfortablen Mittelklasse-Wagen? Bekanntlich gibt es Taxis, gibt es auch bei den Autos attraktive Minis und wird das schnelle U-Bahn-Netz zunehmend ausgebaut. Tut es nicht auch ein kleineres Auto, zumal sich mit dem schonen Geld doch auch einiges andere machen ließe? Man muß nur das Undenkbare durchdenken. Man rechne durch, was der Mittelklasse-Wagen so insgesamt alles kostet, Garage und dergleichen mitgerechnet.

Wieviel Taxi-Kilometer ließen sich noch komfortabler, zeitungslesend damit fahren, ohne Ärger mit Parkplätzen und eingefrorenen Turschlössern? Da bleibt so oft selbst dann noch Ersparnis, wenn die Urlaubsreise als ferne Flugreise geplant wird. Man kann auch rechnen: Per Taxi und gelegentlich U-Bahn und Flüge wird für den gegebenen Bedarf ein bestimmter Betrag benötigt; dafür kann man auch eine französische Ente unterhalten. Kann man, aber ist es wirklich - alle Nebenkosten, die Fahrzeiten und aller Arger mitgerechnet - selbst bei gleichen Kosten die bessere Lösung? Indes, der eigene Wagen ist Sozialprestige, von dem man sich nicht trennen zu können meint. Ist das bei Computern eigentlich anders?

Mit kleineren Systemen und mehr Service

Jeder Vergleich hinkt - und doch kann man aus Analogie-Schlüssen neue Einsichten gewinnen. Das Kopieren der Großen, das eigene System mit ständigen Erweiterungen für neue Anwendungen ist das Übliche. Die großen Firmen indes fahren auf ihren großen Systemen zunehmend Hochrechnungen, Planungsrechnungen, lineare Programmierung, Operations-Research. Der Wettbewerb zwingt auch die Konkurrenz, sich solcher Methoden zu bedienen. Müssen deshalb überall die mittleren Computersysteme entsprechend hochgerüstet werden - koste es, was es wolle?

Dergleichen - so häufig sind dieserlei Dinge auch nicht - läßt sich bei den größeren Service-Rechenzentren vortrefflich fremdrechnen. Und wenn man sich schon einmal daran gewöhnt, solchen Service zu nutzen, tut es dann nicht auch eine Anlage einer kleineren Schuhnummer im Haus - womöglich gar ein kommerzieller Mini oder einige MDT-Platten-Systeme? Mit den Spitzen könnte man fremdgehen.

Wer hat eigentlich den Mut, nur noch Taxi zu fahren und ganz auf die eigene Anlage zu verzichten, wenn die Gesamtkosten dann billiger sind?

Diese Frage ist meist hypothetisch, denn die Antworten fehlen, solange keiner für die Langzeitplanungen die Alternativen wirklich analysiert und durchrechnet.