Facilities Management

Alternative zum Do-it-yourself

22.08.1975

MÜNCHEN -"Facilities Management", in Deutschland kaum dem Namen nach bekannt, ist in der USA ein Millionen-Geschäft: rund eine Milliarde Mark wurde damit 1974 umgesetzt - schätzungsweise zweieinhalb Milliarden Mark werden es 1980 sein. Nur die schwedische Datema-Gruppa macht in Europa größere FM-Umsätze: sie hat in Skandinavien fünf Verträge und setzt pro Kunde und Jahr drei bis fünf Millionen Mark um. Die seit eineinhalb Jahren in Deutschland bestehende Tochtergesellschaft Datema GmbH (Frankfurt) steht - so Geschäftsführer W. Büttner -"kurz vor dem ersten Abschluß". Das allerdings schon seit längerem.

Bisher vier Interessenten aber wenig Erfolg verbuchte CSID (München), deutsche Tochter der in USA im FM-Geschäft sehr aktiven Computer Sciences Corporation (CSC). H. K. Weiler von CSID ist jedoch zuversichtlich: "In zwei Jahren ist Facilities Management auch bei uns durchaus üblich. Es ist uns bisher zu gut gegangen" glaubt Weiler. "Wenn eine Firma mit ihrer EDV unzufrieden war, wurde mehr Gehalt geboten, bessere Leute eingestellt und modernere Anlagen gemietet. Die Zeiten sind jetzt aber vorbei". Haupthindernis ist nach Weilers Meinung das psychologische Problem der Übernahme des Personals beim Kunden.

"Wenn die Behörden jetzt kein Geld mehr haben, gibt es da einen neuen Markt" sagt der CSID-Mann. "Man holt private Transportunternehmen für die Müllabfuhr, Wach- und Schließgesellschaften zur Bewachung von Militärgelände - da kann auch die EDV einem Unternehmen übertragen werden".

Praktiziert wird FM in der Bundesrepublik - soweit die CW-Recherchen ergaben - erst in einem Fall - vom Rechenzentrum Frankfurt, das den RZ Betrieb der Firma Zimmer AG voll übernahm

(siehe Kasten).

Das Beispiel Zimmer

Das gesamte Operating der EDV-Anlage des Chemieanlagenbau-Unternehmers Zimmer AG (Frankfurt) wurde im Juni 1974 dem Rechenzentrum Frankfurt übertragen. Das Rechenzentrum übernahm das ICL-System 1902-A sowie die Operatoren. Fazit nach dem ersten der insgesamt fünf vereinbarten Jahre:

Entlastung der Geschäftsleitung vom laufenden DV-Management einschließlich der Entscheidungen über Konfigurationsänderungen. Entlastung von Personalfragen und Reduktion der EDV-Kosten, die aufgrund des Vertrages jetzt eindeutig festgelegt sind.

Maßgebend für den Abschluß des FM-Vertrages war für die Zimmer AG die mangelnde Auslastung der Computerkapazität, nachdem sich durch Gesellschafterwechsel und Rationalisierungsmaßnahmen das Datenvolumen reduziert hatte und geplante DV-Anwendungen zurückgestellt worden waren.

Während das Rechnen jetzt ausschließlich beim Rechenzentrum Frankfurt liegt, pflegt die Zimmer AG ihre Programme selbst. Dabei stellt sie lediglich die organisatorische Aufgabe und überträgt die Ausführung der Programmierarbeiten dann dem Rechenzentrum oder - vertraglich auch möglich - einem Dritten. Ein solcher Fall ist bisher allerdings nur einmal eingetreten.

Das Rechenzentrum Frankfurt ist nach Abschluß des FM-Vertrages in das Zimmer-Gebäude umgezogen - der bisherige Rechner wurde mitgenommen.

In "irgendwelchen Vertragsformen" wird Facilities Management nach Ansicht des Rechenzentrums Frankfurt in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. -py