Kommentar

Alte Hüte neu verpackt

18.06.1999

Die Hardware-Anbieter verkaufen Appliance-Server als neues Konzept. Doch die Idee spezialisierter Rechner ist uralt. Unternehmen wie Cisco Systems gründen ihre Erfolge seit Jahren maßgeblich auf Computer, die nichts anderes tun, als Datenpakete in einem Netz zu verteilen. Auch das Versprechen, Benutzern eine schlüsselfertige Lösung für eine bestimmte IT-Funktion zu liefern, ist alles andere als neu.

Ein weiteres Argument der Hersteller, die Simplizität der Geräte, erhält einen schalen Beigeschmack, wenn etwa der Compaq-Manager John Young erklärt, man habe in den neuen Geräten alle Komponenten entfernt, die nicht erforderlich sind. Demzufolge bezahlen Kunden herkömmlicher Server für Features, die sie gar nicht benötigen.

Daß die Thin Server offenbar nichts anderes sind als abgespeckte Varianten längst eingeführter Produkte, räumen einige Hersteller sogar ein. Und noch etwas läßt die zum IT-Trend stilisierten Minirechner in einem trüben Licht erscheinen. Die angeführten Argumente stehen denen für die lauthals propagierte Konsolidierung von IT-Ressourcen diametral gegenüber. Selbst ausgebufften Vertriebsleuten dürfte es schwerfallen, zu erklären, warum neben dem zentralen Server nun doch wieder eine Vielzahl von "Appliances" aufgestellt werden sollen.