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Jahresrückblick 2003 Juli bis September

Als die IT-Branche erwachsen wurde (III)

02.01.2004

Schlecht gelaunt reagiert Bundesinnenminister Otto Schily bei der Vorstellung des Polizei-Fahndungssystems Inpol-Neu des Bundeskriminalamts (BKA) auf die Frage, ob es sich hierbei nicht um das alte System mit neuer Hardware handele. Inpol-Neu sei ein "hochmodernes und leistungsfähiges Computersystem", der heutige Tag sei ein "sehr guter für die Sicherheit der deutschen Bürger und ein schlechter für die Kriminellen", raunzt der SPD-Politiker.

Die von Stadträtin Christine Strobl aus München Ende Mai prophezeite "Signalwirkung" des Umstiegs auf Linux und Open-Source-Applikationen tritt ein: Mitte September überlegt auch Wien den Einsatz von Linux auf 15.000 PCs. Daneben denken die neun rheinland-pfälzischen Städte Mainz, Kaiserslautern, Alzey, Koblenz, Landau, Neustadt/ Weinstraße, Speyer, Trier und Worms über Alternativen zum Microsoft-Kosmos nach. Und auch die Polizei Niedersachsens nutzt für ihr Vorgangsbearbeitungssystem knapp 12.000 PCs und Server unter Linux.

Ein neuer Dienstleistungsgroßkonzern entsteht in Frankreich, nachdem Atos Origin den Konkurrenten Schlumberger Sema für rund 1,3 Milliarden Euro Ende September übernimmt. Mit 50.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 5,6 Milliarden Euro (auf Basis der Zahlen des Jahres 2002) setzen sich die Franzosen hinter IBM Global Services, EDS und T-Systems auf Platz vier der größten IT-Dienstleister des alten Kontinents.

Und wieder kann T-Systems einen großen Outsourcing-Vertrag melden. Diesmal übernimmt die Telekom-Tochter die Rechenzentren, Netzwerke, Anwendungen und den internationalen Helpdesk der Wuppertaler Vorwerk Unternehmensgruppe. Die rund 200 Mitarbeiter der hausinternen IT-Division Zeda des Staubsaugerherstellers wechseln unter die Fittiche der T-Systems.

Trauer und Wut in Flensburg: Der dortige Motorola-Standort zur Produktion von GSM-Handys soll massiv verkleinert werden, 600 der 1800 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Die Produktion soll nach China ausgelagert werden, Support will das US-amerikanische Unternehmen von Osteuropa aus erbringen lassen.

Ein Outsourcing-Deal lässt die gesamte IT-Branche aufhorchen: HP soll weltweit rund 150.000 PCs von Daimler-Chrysler warten, Software-Updates einspielen, für standardisierte Konfigurationen sorgen etc. DC-CIO Sue Unger wird sofort von ihren Kollegen insbesondere aus Europa unter Beschuss genommen. Regionale Partner seien besser geeignet für die Auslagerung der PC-Landschaft als ein auf dem Papier global agierender Kooperant wie HP. (jm)

Zum ersten Teil des Jahresrückblicks geht es hier, den zweiten finden Sie hier. Der vierte und letzte Teil folgt am 5. Januar.