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Jahresrückblick 2003 April bis Juni

Als die IT-Branche erwachsen wurde (II)

30.12.2003

JUNI

Selten hat Peoplesoft so nachhaltig für Schlagzeilen gesorgt wie jetzt, da es ankündigt, den US-amerikanischen Konkurrenten J.D. Edwards für 1,68 Milliarden Dollar zu übernehmen. Durch die Fusion entsteht der nach SAP zweitgrößte Anbieter betriebswirtschaftlicher Standardsoftware.

Lautlos zu Grabe getragen wurde ein Rechtsstreit, der als Kampf der Giganten begonnen hatte: Für 750 Millionen Dollar hat Microsoft sich mit AOL Time Warner über die Vermarktung der Browser "Internet Explorer" und "Netscape Navigator" (später "Communicator") außergerichtlich geeinigt. Immerhin war die Time-Warner-Tochter Netscape vor Jahren die treibende Kraft und Hauptzeuge der Klage des US-Justizministeriums und von 20 US-Bundesstaaten gegen die Gates-Company. Microsofts wettbewerbsrechtlich zu beanstandendes Geschäftsgebaren bei der Einführung seines Internet-Browsers war seinerzeit ein wesentliches Argument der Gates-Gegner, das vor Gericht fast zu einer Spaltung des größten Softwarehauses der Welt geführt hätte. Nun hat Gates mal kurz die Portokasse aufgemacht und ein kleines Ärgernis vom Tisch gewischt.

Und wieder kommt Peoplesoft in die Schlagzeilen. Doch diesmal soll die Craig-Conway-Company selbst übernommen werden, und das alles andere als freundlich. Oracle-Chef Larry Ellison unterbreitet ein Angebot über 5,1 Milliarden Dollar, und die gesamte Softwarebranche ist ratlos: Will der Egomane Ellison lediglich die Fusion von Peoplesoft und J.D. Edwards verhindern? Oder will er mit der feindlichen Übernahme von Peoplesoft der SAP stärker Konkurrenz machen? In den kommenden Monaten bis zum Jahresende herrscht Krieg zwischen den beiden Unternehmen. Conway, vor Jahren Untergebener von Ellison bei Oracle, dreht Giftpillen (poison pills), die Ellison am Kauf hindern sollen: Mit allerlei Tricks soll Peoplesoft unbezahlbar teuer werden.