Web

Jahresrückblick 2003 April bis Juni

Als die IT-Branche erwachsen wurde (II)

30.12.2003

Bundesinnenminister Otto Schily will eine Initiative befördern, wonach von Überwachungskameras gefertigte Aufnahmen von Straftaten ins Internet gestellt werden. Damit erreiche man eine neue Zielgruppe, sagt der Ex-Grüne. Und stellt sich wohl vor, dass ein Millionenheer von Zivilfahndern sich zu Hobby-Hilfssheriffs aufwirft.

Noch mal Reizthema Outsourcing: Eine Studie der PA Consulting Group mit 116 Führungskräften in Europa brachte Niederschmetterndes ans Tageslicht: Befragt nach ihren Erfahrungen mit IT-Auslagerungen, antworteten 66 Prozent, die anfangs gesteckten Ziele seien nicht oder zumindest nur zum Teil erreicht worden. Dennoch stehen 83 Prozent dem Thema prinzipiell positiv gegenüber. Verstehe einer die IT-Verantwortlichen.

Siemens muss im Frühjahr versuchen, einen Imageverlust zu verarbeiten. Die ICN-Sparte des Großkonzerns schwächelt erheblich. Aber trotz rechtlicher Bedenken versucht das Management, Behinderten und älteren sowie langjährigen Mitarbeiter betriebsbedingt zu kündigen. In der Hofmannstraße kommt es zu erheblichen Tumulten. Viele Arbeitnehmer klagen sich wieder in das Unternehmen hinein. Siemens steht in der Öffentlichkeit am Pranger.

Im Münchner Rathaus bahnt sich im April eine kleine Sensation an: Der Stadtrat überlegt sehr öffentlichkeitswirksam, seine 14.000 PC-Arbeitsplätze mit Linux auszustatten. Da unterbricht sogar Microsoft-Chef Steve Ballmer seinen Skiurlaub, um Münchens Oberbürgermeister Christian Ude von den Segnungen der Microsoft-Softwarewelt zu überzeugen. Doch noch pokern die Bayern um den Preis.

Ebenfalls in München begab sich ein CW-Redakteur mit dem Beratungsunternehmen Integralis auf den Kriegspfad: Wardrive-Testfahrt nennt sich das neudeutsch. Ausgestattet mit einem handelsüblichen Notebook, Funkkarte und dem Programm "Netstumbler" versuchten die Probanden, die Sicherheit von WLAN-Funknetzen zu erforschen. Ergebnis: Ohne Probleme schlichen sich die Tester in verschiedenste Funknetze ein. Deren Betreiber hatten nicht einmal die Mindestanforderungen an Sicherheit berücksichtigt. Entsprechend drastisch fragte denn auch die Ernst & Young IT-Security GmbH in einer Studie: "Wireless LAN - ein Paradies für Hacker?"