Kommentar

Allianz mit Bruchstellen

13.06.1997

Irgendwie schielt jeder der Networking-Protagonisten neidvoll auf Cisco. Der Branchenkrösus besetzt die strategisch wichtigen Punkte im Netzwerk, verdient damit viel Geld, das er in Akquisitionen investiert, und entwickelt sich langsam zum Microsoft der Netzwerker: Die Marktdominanz fürchtet, aber die Produkte kauft man.

Wie ein Aufschrei der Erleichterung schallte dann der markige Spruch der Konkurrenz "Switches lösen die Router ab" in die Cisco-Idylle. Endlich, so die Hoffnung der Rivalen, hatte sich ein Mittel gefunden, den Weitverkehrsmarkt neu zu verteilen.

Seit der Newcomer Ipsilon diese Aufbruchstimmung mit seinem IP-Switching ausgelöst hat, ist jedoch einiges schiefgelaufen. Zum einen hat sich herausgestellt, daß das Layer-3-Switching dem Routing ähnelt, zum anderen ist Cisco noch nicht in die Schwerfälligkeit eines Monopolisten verfallen und hat mit eigenen Ansätzen gekontert.

Zudem reagierten die Anti-Cisco-Partner, wie es sich für eine zerklüftete Allianz gehört: Mit einem entschiedenen "Ja, aber". In den lokalen Netzen darf jeder seine eigenen Kandidaten antreten lassen und im WAN, wo Cisco angreifbar ist, bremst man den Starter des eigenen Lagers. Ipsilon ging mit einem konkurrenzfähigen Ansatz ins Rennen, der jedoch nach und nach demontiert wurde. An den verbleibenden Rumpf darf nun jeder seine eigene Implementierung andocken.