Allianz für "Cloud Computing"

11.10.2007
Google und IBM kooperieren mit einer Reihe von US-Universitäten.

Die Konzernchefs von Google und IBM, Eric Schmidt und Samuel Palmisano, kündigten in einem gemeinsamen Telefoninterview an, ihre Firmen würden jeweils zwischen 20 und 25 Millionen Dollar für Hardware, Software und Services locker machen, die dann Informatik-Professoren und deren Studenten nutzen könnten.

Beim Cloud Computing, für das sich auch schon andere Branchenschwergewichte wie Microsoft oder Sun Microsystems interessieren, werden in einem entfernten Rechenzentrum parallelisierte Rechner mit zusammen hoher Leistung bereitgestellt. In dieser "Wolke" können viele Anwendungen (bislang vor allem so-genannte Rich Internet Applications mit Ajax-Technik) parallel laufen und von vielen gleichzeitigen Nutzern verwendet werden.

Das Konzept verspricht Universitäten, aber auch Unternehmen die Möglichkeit, Ressourcen gemeinsam zu nutzen, statt ihre teuren eigenen Rechenzentren immer weiter auszubauen. Auf der Gegenseite stellen sich Fragen nach Sicherheit, Verfügbarkeit und Benutzerfreundlichkeit.

Google und IBM wollen im Rahmen ihrer Kooperation anfänglich rund 400 und später 4000 Computer an verschiedenen Standorten installieren. Darauf können dann sechs US-amerikanische Universitäten zugreifen, angeführt von der University of Washington in Seattle, wo einige der beim Cloud Computing benutzten Programmiertechniken entwickelt wurden.

Nach Angaben von IBM-Chef Palmisano wurde der Grundstein für die Zusammenarbeit bei einem Treffen zwischen ihm und Eric Schmidt im "Googleplex" in Mountain View im vergangenen Dezember gelegt.

Beide Unternehmen verfügten über spezielle Fachkenntnisse, so Palmisano, die sich hervorragend ergänzten - IBM beim Betrieb von Rechenzentren und bei der Verwaltung von Rechnersicherheit, Google in Sachen Web-Computing und massiv skalierende Cluster.

Kritik an der Ausbildung

Aus Sicht von IBM und Google wird in der Informatikausbildung noch immer viel zu sehr die Programmierung eines einzelnen Servers gelehrt; den Studierenden würden zu wenig Angebote im Bereich der parallelen Programmierung gemacht.

IDC-Analyst Frank Gens ist der Ansicht, beide Firmen vereine natürlich auch der Wettbewerb gegen Microsoft, und sie wollten "die Zukunft des Online-Geschäfts beeinflussen, bevor Microsoft sich dort stärker ausbreitet". Google und IBM betonten passenderweise, dass ihre geplante Cloud-Infrastruktur in vielen Bereichen frei verfügbare Open-Source-Software nutzen werde und nicht proprietäre Programme, wie sie Microsoft verkauft.

Mervyn Adriaan, Analyst bei Forrester Research, kommentiert: "Dies ist die nächste Generation der Rechnerarchitektur, und IBM will sich an deren Spitze setzen." Viele Studenten nutzten ohnehin Google-Applikationen, und das wolle sich Big Blue zunutze machen

(tc)