Pyramid, Comdisco und Integris kooperieren

Allianz der Open-Systems-Anbieter will IBM-Mainframebasis angreifen

23.10.1992

MÜNCHEN (CW) - Drei US-Unternehmen planen, IBM-Mainframe-Kunden einen Weg in die Welt der offenen Systeme zu bahnen. Dabei wollen die Pyramid Technology Corp., die Comdisco Inc. und die Bull-Tochter Integris IBM-Anwender nicht etwa abrupt aus ihrer Großrechnerwelt herausreißen.

"Wir wollen unser Konzept weltweit umsetzen", betont Manfred Metzger, Geschäftsführer der Pyramid Technology GmbH in Grasbrunn bei München, den internationalen Anspruch der Kooperative. Dieses Konzept besteht nach einer Mitteilung der drei Anbieter darin, gemeinsam offene Systemlösungen zu entwickeln und zu vermarkten, mit denen IBM-orientierte RZ-Betreiber den Schritt in die Welt der offenen Systeme vollziehen können, ohne dabei ihre Investitionen in proprietäre Systeme aufgeben zu müssen.

Für den Anwender bedeutet das in der Praxis, daß er künftige Investitionen wie etwa die Entwicklung von Anwendungen für die Transaktionsverarbeitung nicht mehr auf dem Mainframe, sondern auf Unix-Rechnern tätigen kann.

Damit lassen sich kostspielige Großrechner-Upgrades vermeiden.

Wie die Unternehmen mitteilen, ist die Bereitschaft der Anwender deutlich gestiegen, ihre DV durch den Einsatz offener Systeme effizienter, flexibler und vor allem kostengünstiger zu gestalten. Die Anbieter betonen ausdrücklich den Kostenaspekt und treten damit den Argumenten traditioneller DV-Anbieter entgegen.

Den Trend zu offenen Systemen sieht das Triumvirat als logische Folge einer weltweit erkennbaren Entwicklung zum sogenannten Business Re-Engineering: Unternehmen wollen in allen Bereichen "abspecken", um flexibler auf Marktanforderungen reagieren zu können und auf diese Weise konkurrenzfähiger zu werden. Die neu entstehenden dezentralen Unternehmensstrukturen müßten zwangsläufig durch eine hochflexible und anwenderorientierte DV-Umgebung unterstützt werden - ein Anspruch, der nur durch die Nutzung offener vernetzter Systeme zu erfüllen sei.

Für Pyramid Chef Metzger ist der Zusammenschluß der drei Anbieter nur folgerichtig: Comdisco sei als IBM-Leasing-Unternehmen heute stark daran interessiert, in das Projektgeschäft einzusteigen. "Die Kunden wollen umstellen", so Metzger, Comdisco bringe dazu das nötige finanztechnische Know-how mit. Außerdem, so berichtet die CW-Schwesterpublikation "Computerworld", verfüge der Konzern über die nötigen Connectivity-Produkte, mit denen sich die neuen Pyramid-Server der ES-Serie in die Mainframe Welt integrieren ließen.

Die Bull-Tochtergesellschaft Integris, ansässig in Billerica, Massachusetts, gilt insofern als wichtiges Mitglied des Dreigestirns, als sie Spezialist für Re-Engineering und Downsizing ist und zudem die Emulationssoftware "Unikix" beisteuern kann. Mit dem Programm lassen sich IBM-CICS-Anwendungen für die Transaktionsverarbeitung auf UNIX-Server portieren. Zwar unterhält das Unternehmen bisher keine deutsche Niederlassung, doch die Aufgaben des Softwarehauses werden hierzulande durch die Systemintegrations-Spezialisten der Bull AG in Langen abgedeckt.

Pyramid als drittes Mitglied der Allianz spekuliert darauf, daß künftig immer mehr IBM-Mainframe-Nutzer auf ihre "Miserver"-Rechnerfamilie umsteigen werden.

Die soeben in dieser Reihe vorgestellten Multiuser-Systeme der ES-Serie sind am Markt als preisgünstige Mainframe-Alternative positioniert (siehe auch Seite 33). Die Maschinen sollen sowohl von der Leistung her als auch wegen der demnächst verfügbaren RZ-Management-Tools für den RZ-Einsatz geeignet sein.