Günter Weinrauch, Premiere Fernsehen

Alles unter Kontrolle

17.11.2006
Von Robert Gammel
Wer den Betrieb seiner IT-Systeme aus der Hand gibt, muss nicht die Übersicht verlieren. Günter Weinrauch schaffte das bei Premiere durch den Aufbau einer IT-Governance-Einheit.

Viele Manager messen ihren Erfolg an der Anzahl der ihnen unterstellten Mitarbeiter. Bei Günter Weinrauch, CIO der Premiere Fernsehen AG, ist das genau umgekehrt: Er hat seine IT-Mannschaft in den vergangenen zwei Jahren massiv reduziert und leitet heute die gesamte Unternehmens-IT mit rund 20 Mitarbeitern. Die beschäftigen sich jedoch nicht mit Allerweltsaufgaben. Den operativen IT-Betrieb hat Weinrauch in den vergangenen zwei Jahren konsequent ausgelagert. Dieses Komplett-Outsourcing erfolgte in drei Paketen, die an verschiedene Dienstleister übergeben wurden. Die Verhandlungen bis hin zu Vertragsunterzeichnung und Betriebsübergang dauerten jeweils rund drei Monate, gefolgt von einer einjährigen Übergangsphase.

Errfolgsbausteine

- Standardisierung von Prozessen und Services;

- Benchmarking mit anderen Unternehmen

- Governance-Modell in Anlehnung an die IT Infrastructure Library (ITIL);

- Schneller Roll-out neuer Techniken wie Voice-over-IP.

Die Bilanz der Neuordnung fällt äußerst positiv aus. Der Bezahlfernsehsender, der 1000 Mitarbeiter beschäftigt, konnte damit nicht nur seine IT-Kosten signifikant senken. Gleichzeitig erhöhten sich Systemstabilität und Ausfallsicherheit, obwohl im Vergleich zu den Vorjahren deutlich mehr Projekte gestemmt wurden. Um die Kontrolle über Technik und Kosten nicht aus der Hand zu geben, führte Weinrauch parallel neue IT-Governance-Prozesse in Anlehnung an die Standards der IT Infrastructure Library (ITIL) ein. Die daraus entstandene 20-köpfige IT-Einheit steuert nicht nur die externen Dienstleister, sondern berät darüber hinaus die Fachbereiche und erarbeitet neue Strategien.

In Sachen Outsourcing musste Weinrauch keine großen Widerstände im Unternehmen überwinden, der Vorstand unterstützte das Projekt. Wesentlich für den Erfolg war aber auch, dass die Mitarbeiter intensiv begleitet wurden und dem Vorhaben großteils sehr positiv gegenüber eingestellt waren: Ihr Übergang zu den Dienstleistern erfolgte reibungslos und ohne einen einzigen Widerspruch.

Zur Person

seit 2005 CIO Premiere Fernsehen AG

2000 bis 2004 Senior Manager Arthur D. Little Inc.

1993 bis 2000 Principal, American Management Systems Inc.

1991 bis 1993 Assistant, University of Maryland

Auch wenn diese Großbaustelle mittlerweile bewältigt ist, bleibt dem Familienmenschen und passionierten Bergwanderer Weinrauch nicht allzu viel Freizeit. Schon hat der Premiere-CIO damit begonnen, die gesamte Applikationslandschaft auf den Prüfstand zu stellen. Es geht ihm dabei nicht nur darum, welche Teile weiterentwickelt, modularisiert oder ersetzt werden müssen. Vielmehr will er mittels Enterprise Applikation Integration (EAI) die gesamte Anwendungsinfrastruktur sukzessive in eine Service-orientierter Architektur überführen.

Buch- und Filmtipp

Buch: García Márquez, Gabriel: 100 Jahre Einsamkeit

Film: Cinema Paradiso