Alles über Netweaver: Ersparnis oder zusätzliche Kosten?

03.04.2007
Von Jutta Czerny-Kiene und Rainer Link

Die Betriebskosten beim strategischen und lösungsorientierten Einsatz von Netweaver

Vor dem Hintergrund des beschriebenen Modells lassen sich Kunden in zwei Gruppen aufteilen:

1. Firmen entscheiden sich strategisch für Netweaver (für eine oder mehrere Komponenten: Portal, Exchange Infrastructure, Web Application Server für Abap und Java, Business Warehouse).

2. Anwender führen die SAP-Infrastruktur unter lösungsorientierten Gesichtspunkten ein, wobei man diese unterscheidet in lösungsorientiert im Rahmen der Eigenentwicklung von "Composite Applications" zur Prozessoptimierung oder lösungsorientiert im Zusammenhang mit der Einführung von Mysap ERP 2005.

In der Pilotierung sind die Betriebskosten durch den Einsatz des Portals, der Exchange Infrastructure und des darunter liegenden Web Application Servers höher als vorher. Hier schlägt der Einsatz zusätzlicher Systeme und Lizenzen, Schulungen und Support für Mitarbeiter zu Buche. Idealerweise ermöglicht bereits das Pilotmodell, wenigstens einige Altsysteme abzulösen. Auf diese Weise können die Betriebskosten in einigen Fällen auf gleich bleibendem Niveau gehalten werden.

Modell eins: Strategischer Netweaver-Einsatz

Während der Pilotierung sollte darüber hinaus eine Blaupause der Architektur für die Phasen zwei und drei erstellt und als Richtlinie für die Umsetzungsprojekte verwendet werden. Entsprechende Governance-Funktionen sorgen für eine möglichst weitgehende Annäherung an die Soll-IT-Landschaft. Die Architekturblaupause hat Einfluss auf die Betriebskosten in der IT und im Fachbereich. Beispiele für zu lösende Fragen sind:

Netweaver Portal:

Foto: Experience. Results.

Wie erfolgen das User-Management und ein Single-Sign-on? Wird ein externes Content-Management eingesetzt, und kann es mit anderen Portalen gemeinsam genutzt werden? Wie vollzieht sich die Administration des Content? Welche Navigationsstrukturen (zentral, dezentral) werden festgelegt? Nutzt die Firma dasselbe Portal mandantenfähig in allen Unternehmensteilen, oder gibt es bereichsspezifische Lösungen?

Exchange Infrastructure:

Welche Vorgabe besteht zur Integration von Anwendungen (Integration Guide)? Ist eine Koexistenz oder Ablösung vorhandener EAI-Lösungen vorgesehen, und in welchem Zeithorizont? Wie wird eine Durchgängigkeit vom Prozessmodell zur technischen Prozessausführung abgebildet? Wie erfolgt das Prozess-Monitoring auf Seiten des Fachbereichs und auf Seiten der IT? Die Erfahrungen haben gezeigt, dass gerade Letzteres sehr aufwändig sein kann.

Web Application Server/Composite Applications:

Sind als Entwicklungssprachen sowohl Abap als auch Java erforderlich? Falls ja, sind zwei Entwicklungs- und Laufzeitumgebungen mit entsprechendem Personal einzuplanen.

Je zentraler eine Infrastruktur ist, desto eher lassen sich die Betriebskosten senken. Ein Nachteil zentraler Lösungsansätze ist jedoch, dass diese oft zu starr sind. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, ist eine fachlich dezentrale, aber technisch zentrale Infrastruktur - zum Beispiel im Portalbereich mit zentralen und lokalen Verantwortlichkeiten, Navigationspunkten und Seiten. Dies reduziert zwar nicht die Business-, aber zumindest die IT-Kosten.

Nicht alle Kunden setzen Netweaver strategisch ein, sondern nutzen es als Plattform für einzelne Lösungen oder partiell beim Umstieg von R/3 auf Mysap ERP 2005. Eine Rechtfertigung zusätzlicher Betriebskosten ist in diesen Fällen schwieriger.