Alles über Netweaver: Ersparnis oder zusätzliche Kosten?

03.04.2007
Von Jutta Czerny-Kiene und Rainer Link

Betriebskosten während der Netweaver-Einführung

Die Einführung einer neuen Plattform verläuft idealtypisch in drei Phasen.

Pilotierung: In der ersten Phase werden ein Pilotsystem entwickelt und die Infrastruktur sowie ein erstes Expertenteam für Entwicklung und Betrieb aufgebaut. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden die Folgestufen bewertet und geplant. Die Pilotierung ist durch Kosten für den Aufbau von Entwicklungssystemen und die Implementierung der Pilotlösung geprägt. Lizenzkosten können in dieser Phase möglicherweise mit dem Hersteller verhandelt werden. Wird ein geeigneter, fachlich relevanter Pilot gewählt und in der Breite eingeführt, kann sich das Projekt bereits in dieser frühen Phase über Prozesseinsparungen im Fachbereich rechnen.

Netweaver in der Breite einsetzen: Eine erste Reduktion der Business-Kosten tritt üblicherweise erst in der zweiten Phase ein. Nun wird Netweaver in der Breite eingesetzt. Die Prozesse sind durchgängig implementiert, eine Portallösung steht zum Beispiel für einen gesamten Bereich zur Verfügung, und die Exchange Infrastructure (XI) wird für die Integration aller neu anzubindenden Systeme genutzt. Die IT-Kosten ändern sich in der zweiten Phase entweder nicht oder steigen leicht an, weil mehr Hardware und weitere User-Lizenzen erforderlich sind. Je nach Kundensituation ist es möglich, schon in der zweiten Phase die Gesamtkosten zu reduzieren. Zum Beispiel können Administrationskosten eingespart werden, wenn weitgehende Selbstbedienung mit intelligenter Benutzerführung über ein Portal eingeführt oder Batch- durch Online-Schnittstellen auf XI-Basis ersetzt werden.

Redundanzen eliminieren: In der Regel tritt eine Gesamtkostenreduktion jedoch erst in der dritten Phase ein. Die in der zweiten Phase noch betriebenen fachlichen und technischen Altsysteme, etwa lokale Intranets, andere EAI-Werkzeuge und fachliche Insellösungen, die nun integriert sind, werden jetzt abgeschaltet. Charakteristisch für diese Phase ist auch die Neuorganisation der IT und der Fachbereiche passend zur neuen Infrastruktur.

Wichtig für die erfolgreiche Umsetzung ist, dass sich die Projekte in der zweiten und dritten Phase an einem klar definierten Business Case orientieren, damit die Betriebskosten auch wie berechnet gesenkt werden. Schaltet man Altsysteme (fachlich oder technisch) nicht ab, sondern betreibt sie weiter parallel, oder wird die Organisation nicht passend zur neuen Architektur ausgerichtet, können die jeweiligen Unternehmen das volle Potenzial von Netweaver nicht ausschöpfen und die Betriebskosten nicht so weit senken, wie es möglich wäre. Dieser Aspekt wird bei Umsetzung einer SOA-Strategie, die üblicherweise auf die Einführung einer Integrationsplattform folgt, noch deutlicher. Ohne eine Prozessorganisation im Fachbereich und eine Verantwortung für Services in der IT ist die Nutzung der Sparchancen in großen Organisationen praktisch nicht möglich.