Business Intelligence

Alles Realtime oder was?

10.06.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Faktor 2: Daten und Information

Die Frage, wie Unternehmen an die wirklich relevanten Informationen kommen, bildet auch für Sebastian Hetzler, ehemals Berater am Malik Management Zentrum St. Gallen und heute Vorstand der Tonbeller AG, den Dreh- und Angelpunkt aller Realtime-Überlegungen: "Wir bekommen immer schneller immer mehr Daten." Doch damit wachse in erster Linie auch die Menge an irrelevanten Daten. Daher sei es für die Unternehmen umso wichtiger, aus den größer werdenden Datenströmen die relevanten Informationen herauszufiltern.

Der Stoff, aus dem die Infos sind

"Daten sind der Stoff, aus dem Information entstehen kann. Aber Daten an sich sind noch keine Information." Sebastian Hetzler, Vorstand Tonbeller.
"Daten sind der Stoff, aus dem Information entstehen kann. Aber Daten an sich sind noch keine Information." Sebastian Hetzler, Vorstand Tonbeller.
Foto: Tonbeller

Dabei sei das herkömmliche Mainstream-BI allerdings meist wenig hilfreich, moniert Hetzler. Diese Lösungen seien vor allem darauf getrimmt, mehr Daten zur Verfügung zu stellen. In diesem Kontext sei es von Nachteil, dass Daten und Information zwei grundlegend unterschiedliche Dinge seien. "Daten sind der Stoff, aus dem Information entstehen kann", stellt der BI-Experte klar. "Aber Daten an sich sind noch keine Information."

Information ist für den Tonbeller-Vorstand das, was handlungsrelevant ist. Das scheint allerdings auf Anwenderseite teilweise noch nicht angekommen zu sein. Nach wie vor landeten auf den Tischen der Führungskräfte die altbekannten, zeitlich fix getakteten Reports, die genauso aussähen wie früher. "Wenn ich dort jedoch nichts Handlungsrelevantes finde, bringen mir meine ganzen Reports nichts", zieht Hetzler Bilanz.

Das Problem liege darin, dass mit dem heutigen Standard-Reporting die wirklich handlungsrelevanten Informationen eigentlich herausgeschnitten würden. "Vor lauter Durchschnittem und Verdichtungen sieht man das wirklich Wichtige nicht mehr", sagt Hetzler. Für ein effizientes Reporting müssten die BI-Systeme jedoch so ausgelegt sein, dass sie dem Management die wichtigen Veränderungen bewusst machen. Dafür sei wichtig, zunächst die maßgeblichen Kennzahlen zu definieren. Im nächsten Schritt müssten dann die Systeme so ausgerichtet werden, dass diese Kennzahlen derart dargestellt würden, dass für das Business handlungsrelevante Entwicklungen realtime zu erkennen seien.

Alles eine Frage der Entscheidung

Unternehmen müssen Entscheidungen verschiedener Art treffen. Je nach Typ gibt es auch unterschiedliche Systeme, die dabei helfen können.

  • Operationale Entscheidungen sind notwendig, um den laufenden Betrieb eines Unternehmens sicherzustellen (Frage: Wie lässt sich gewährleisten, dass genug Produkte vorrätig sind, um die eingehenden Bestellungen bedienen zu können?). Die Entscheidungen lassen sich teilweise automatisieren, zum Beispiel Meldungen an Lieferanten.

  • Taktische Entscheidungen helfen dabei, das eigene Geschäft auf bestimmte Entwicklungen (saisonal oder zyklisch) abzustimmen (Frage: Wie entwickeln sich bestimmte Absatzmärkte über einen gewissen Zeithorizont, und wie muss ich Produktion, Logistik und Vertrieb darauf abstimmen?). Hier können Reporting-Systeme Warnmeldungen geben, wenn bestimmte Entwicklungen eintreten.

  • Strategische Entscheidungen unterstützen Unternehmen dabei, ihr Geschäft richtig an Marktentwicklungen anzupassen (Frage: Wie muss ein Produkt weiterentwickelt werden, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein? Wie werden sich meine Märkte möglicherweise verändern, und welchen Einfluss hat das auf die Entwicklung von Produkten?). IT-Systeme und BI können beispielsweise durch Simulationen (Predictive Analytics) anzeigen, wie sich bestimmte Entscheidungen in der Zukunft auswirken würden.