Minicomputer im Vermessungswesen:

Alles hat seine Grenzen

25.06.1976

Vermessungsingenieure müssen bei ihrer Tätigkeit nicht selten auf jahrzehnte-, ja jahrhundertealte Katasterunterlagen zurückgreifen, die naturgemäß nicht mehr mit den heutigen Bebauungsverhältnissen übereinstimmen - was für Geodäten heutzutage jedoch kein Problem darstellt: Sie sind gewohnt, modernste Technik einzusetzen - seien es nur Entfernungsmesser, Lasergeräte oder Minicomputer.

MÜLHEIM- Wie sehr die Genauigkeit von Katasterunterlagen durch Rechnerhilfe gesteigert werden konnte zeigt ein praktisches Beispiel aus dem Mülheimer Ingenieurbüro Dr. Otmar Schuster: Im Urkataster eines 18 Hektar großen Geländes wurden im Jahre 1823 ganze 450 Grenzpunkte verzeichnet. Nach der Neuvermessung und Neuaufteilung für die Bebauung weist die Karte immerhin 2500 sogenannte Festpunkte aus. Woran ein Minicomputer von Data General nicht ganz, "unschuldig" ist. In Müllheim ist ein Mini vom Typ 1220 mit 32 KB Hauptspeicher, und angeschlossenem Teletype installiert. Er wird sowohl für Voraus- wie für Kontrollberechnungen eingesetzt, wobei Flächen, Massen und andere geometrische Faktoren nach behördlichen Vorschriften ausgewiesen werden.

Bisher wurden über 2000 Koordinaten gespeichert, auf die in rund 30 Anwendungsprogrammen zugegriffen wird.

So benutzt das Büro Dr. Schuster etwa bei der Kartierung ein eigenes Programm, das mit der vorhandenen Minicomputer-Hardware arbeitet, so daß auf die Anschaffung eines Zeichenautomaten bislang verzichtet den konnte.

Eine weitere Schuster Spezialität:: Die Kranbahnvermessung mittels Laser. Dabei müssen kleinste Abweichungen in der Gleisführung sowie Druckschwankungen berücksichtigt werden. Auch hier ist der Mini unerläßich: Ein spezielles Programm liefert nicht nur Aufgaben über Höhenabweichungen sowie mittlere Schienhöhe und - breite es berechnet darüber hinaus auch die Schräglaufeigenschaften des Krans. Sämtliche Aufgabenstellungen der Geodäsie und Kranbahnvermessung werden bei Dr. Schuster in der Programmiersprache Basic gelöst.