CITE-Konferenz

Alles bereit für die Generation Y?

06.10.2014
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der Hype rund um die Generation Y zeichnet ein verfälschtes Bild, so das Ergebnis eines Workshops auf der CITE-Konferenz der COMPUTERWOCHE. Das Verhältnis zu Technik sowie veränderte Wünsche bezüglich der Work-Life-Balance seien keine Frage des Alters.

Sich selbst verwirklichen, Spaß an der Arbeit, flexible Netzwerke statt starre Hierarchien, selbstbestimmt leben und arbeiten sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance. Das sind laut Definition vieler Arbeitsforscher charakteristische Merkmale und typische Forderungen der Generation Y, also der nach 1980 Geborenen, die sich aktuell dazu aufschwingen, den Arbeitsmarkt zu entern beziehungsweise dort auch antreten sollen, um mehr Verantwortung in den Unternehmen zu übernehmen. Etliche Personalverantwortliche sind angesichts der vermeintlich neuen Mitarbeiterparadigmen verunsichert und stellen ihre Personalkonzepte auf den Prüfstand. Andere Vorstellungen von Arbeit und vom Leben würden automatisch zu Konflikten in den Unternehmen führen, so ihre Befürchtung.

Georg Kraus, CEO von Kraus & Partner (li.), und Frank Scholz, CIO der DB Regio AG (re.), halten wenig von den Diskussionen rund um die Generation Y. Für beide geht es vielmehr um grundlegende Veränderungen in der Arbeitswelt – und die sind nicht nur eine Frage des Alters.
Georg Kraus, CEO von Kraus & Partner (li.), und Frank Scholz, CIO der DB Regio AG (re.), halten wenig von den Diskussionen rund um die Generation Y. Für beide geht es vielmehr um grundlegende Veränderungen in der Arbeitswelt – und die sind nicht nur eine Frage des Alters.
Foto: Foto Vogt/Marc-André Hergenröder

Allerdings zeigte der Workshop "Bereit machen für die Generation Y" auf der CITE-Konferenz, dass viele IT-Verantwortliche die angeblichen Herausforderungen rund um die neue Mitarbeitergeneration wesentlich entspannter sehen, als es die öffentliche Diskussion zumeist widerspiegelt. Das mag auch daran liegen, dass in vielen IT-Organisationen offenbar immer noch die älteren Mitarbeiter überwiegen. Georg Kraus, Chef des Beratungshauses Dr. Kraus & Partner, ließ zu Beginn des Workshops die rund 20 Teilnehmer auf die vier Ecken des Raumes verteilen, je nach dem Anteil der unter 30-Jährigen in ihren Abteilungen. Ergebnis: Fast alle drängten sich in der Ecke, in der dieser Anteil unter 25 Prozent liegt.

Die Generation Y gibt es gar nicht

Bei allen Diskussionen rund um die Besonderheiten der Generation Y handelt es sich um einen überbewerteten Hype - darin waren sich letztendlich alle Diskussionsteilnehmer einig. Das gipfelte in der Aussage: "Eigentlich gibt es die Generatio Y gar nicht." Im Grunde bringe jede neue Generation eine eigene neue Einstellung zu Arbeit und Leben mit. Diese Veränderungen sorgten vielfach zunächst für Skepsis und auch Kritik - doch das sei ein Reflex der älteren Generation, der schon seit Aristoteles zu beobachten sei.

Auch Frank Scholz, CIO der DB Regio AG, der sich selbst - wenn auch nur knapp angenähert - der angeblichen Generation Y zugehörig fühlt, bleibt gelassen. Er sieht zwar durchaus neue Herausforderungen im Umgang mit seinen Mitarbeitern. Die Gründe dafür lägen jedoch in grundsätzlich veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen. Dies sei in den meisten Fällen jedoch keine Frage des Alters.

Aus Sicht von Scholz gibt es derzeit vier Themenbereiche, in denen sich Veränderungen abzeichneten:

Verhältnis von Arbeit und Freizeit;

Hierarchiedenken;

Kostenbewusstsein;

Entscheidungsfreudigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Gerade in Sachen Work-Life-Balance seien Scholz zufolge keine altersspezifischen Regeln festzustellen. Da gebe es den 55-Jährigen, der sich ein Haus an der Ostsee gekauft habe und daher nur noch vier Tage in der Woche arbeiten möchte, genauso wie den 30-Jährigen Familienvater, der gerne pünktlich Feierabend machen möchte, weil er mit seinem Junior noch auf den Fußballplatz will. Umgekehrt gebe es in allen Altersgruppen sogenannte "Heißdreher", für die vor allem der Job im Mittelpunkt stehe.

Demgegenüber seien allerdings in dem einen oder anderen Aspekt durchaus altersspezifische Unterschiede zu beobachten, berichtete Scholz aus seiner Praxis. Beispielsweise gingen ältere Mitarbeiter mit einem ausgeprägteren Kostenbewusstsein an Projekte heran, während Jüngere meist einfach losstarteten ohne sich groß über Kosten und Aufwand den Kopf zu zerbrechen. Außerdem sei unter den jüngeren Mitarbeitern das Hierarchiedenken längst nicht so verbreitet wie unter den Älteren. Scholz zufolge haben die Jungen keine Berührungsängste ihren Vorgesetzen beziehungsweise dem Management gegenüber.