Alles aus der Hand des Service-RZ:Stand-alone-Systeme mit Rückendeckung

20.06.1980

Eigener Computer oder Datenverarbeitung außer Haus? Dieses Problem ist so alt wie der Hut von Beuys, die Argumentation zeigt vergleichbare Beulen. Die eigene Anlage und die Nutzung des Service-Rechenzentrums schließen sich nicht aus. Es hieße die elektronische Demagogie auf die Spitze treiben, wollte man den einen oder den anderen Weg als den allein seeligmachenden verkaufen.

Es trifft zwar zu, daß das Marktangebot preisgünstiger Stand-alone-Systeme in der Vergangenheit zu einem ständigen Aderlaß bei den Rechenzentren geführt hat, ebenso richtig ist aber auch, daß dieser Aderlaß - fast ist man versucht, seine heilsame Wirkung aus der Medizin herzuleitenden Service-Rechenzentren effektiv nicht geschadet hat. Die Situation ist heute so, daß die Entwicklung leistungsfähiger und zugleich preisgünstiger Mini-Computer und der damit verbundene Preisverfall im Hardware-Bereich den Service-Rechenzentren unerwartete Zukunftschancen eröffnet. "Alles aus einer Hand" heißt die Parole. Für zeitkritische Arbeiten werden dem Kunden die Geräte ins Haus gestellt, die Faktura und ähnliche Auswertungen gestatten, während der gesamte Verwaltungsablauf im Service-Rechenzentrum erledigt wird.

Über Datenfernverarbeitung, sei es nun Dialog oder Remote-batch, verfügt der Kunde darüber hinaus über den Großrechner in gleicher Manier, als stände er im eigenen Hause.

Touch von Hausbackenheit?

Dem Begriff "Datenverarbeitung außer Haus" haftet nach Auffassung vieler dynamischer RZ-Unternehmer schon heute der Touch von Hausbackenheit an. Sie sehen die Branche lieber als Avantgardist in Sachen betriebswirtschaftlicher Rationalisierung durch automatisierte Informationsverarbeitung.

Drei Entwicklungen haben in der Tat die Bedeutung der EDV-Dienstleistung erheblich gesteigert:

þDie Dialogisierung der Datenverarbeitung ermöglicht den Rechenzentren ein verbessertes Angebotsspektrum unter Berücksichtigung zeitkritischer Auswertungen (bisherige Achillesferse).

þParallel zum Hardware-Preisverfall stiegen explosionsartig die Löhne für qualifiziertes EDV-Personal.

þDie Entbündelung von Hard- und Software-Kosten gestattet dem Anwender eine exakte wirtschaftliche Betrachtung, ob die eigene EDV mit oder ohne Anschluß an das Service-Rechenzentrum sinnvoll ist.

Die Dialogfähigkeit führte zu einer Rückbesinnung auf den Zentralrechner, dessen Ressourcen schon von der Speicherkapazität die Kleinanlage im eigenen Hause als Insellösung naturgemäß unter vertretbarem Aufwand nicht zu bieten vermag. Das Personalproblem im EDV-Bereich - dies kann am besten der Umfang des Stellenangebots dieser Zeitung verdeutlichen- hat dazu geführt, daß die Gehälter der DV-Mitarbeiter in den Service-Rechenzentren rund 10 Prozent höher liegen als in der freien Wirtschaft (VDRZ-Betriebsvergleich 79). Aufgrund der verschiedenartigen Kundenanforderungen müssen die Rechenzentren sehr hohe Ansprüche an die geistige Flexibilität ihrer Mitarbeiter stellen und sind so in der Lage, jedem RZ-Kunden den quasi Mehrfachnutzen des einzelnen hochqualifizierten Mitarbeiters zur Verfügung zu stellen. Im DV-Service sind deshalb auch die ständige Aktualität der Programme, Anpassungen bei geänderter Rechtslage (Steuern etc.) sowie Programmpflege und -dokumentation selbstverständlich enthalten.

Was die Zukunft der Service-Rechenzentren anlangt, die im "Verband Deutscher Rechenzentren e. V. (VDRZ) organisiert sind, läßt die Beurteilung allseits solide Zuversicht mit dem notwendigen Quäntchen gesunder Skepsis erkennen: Zuversicht im Hinblick auf die technischen Möglichkeiten der Datenfernverarbeitung, wie sie die Deutsche Bundespost beispielsweise mit dem paketvermittelten Angebot Datex-P offeriert, Skepsis, was ihre künftige Preisgestaltung für diese Dienstleistung anbelangt.

* Dipl.-Ing. P. Lange-Hellwig ist Geschäftsführer des Verband Deutscher Rechenzentren e V. (VDRZ).