Service-Management

Alle reden von Itil - und vergessen Cobit

14.04.2011
Von Thomas Hartmann

Der logische nächste Schritt im ITSM

Nach der Itil-Phase stellt der zusätzliche Einsatz von Cobit aus Sicht des Evolutionsprozesses des IT-Service-Managements einen fast logischen Folgeschritt dar. Mit Itil sind zunächst einmal die primären Prozessvoraussetzungen geschaffen worden. Dieser zeitlich begrenzte Fokus war in gewisser Hinsicht auch notwendig: Vielfach bedurften die Prozessstrukturen in der IT einer grundlegenden Gestaltung. Doch allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine Strukturierung von Prozessen nicht zwangsläufig auch eine höhere Qualität des Endprodukts erzeugt.

Diesem Thema haben sich die Unternehmen bislang noch nicht ausreichend gewidmet; in den vergangenen Jahren waren sie zu sehr vom Aufbau der strukturellen Basis für die IT-Prozesse in Anspruch genommen. Das lässt sich auch daran ablesen, dass das IT-Management Kennzahlen zur umfassenden Qualitätssteuerung noch relativ zurückhaltend und vor allem nicht differenziert genug einsetzt. Im Business-Bereich ist das längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Diese Diskrepanz zwischen IT und Business sollte zügig geschlossen werden - durch einen engagierten Ausbau Kennzahlen-basierender Methoden und Verfahren. Denn ohne ein solches Instrument bleiben die Möglichkeiten des Qualitäts-Managements begrenzt; zudem wird eine geschäftsprozessorientierte Steuerung der IT verhindert.

Die Zukunft liegt in der Kombination

Itil und Cobit bilden ein ideales Paar: Die Risk-, Governance- und Compliance-bezogenen Lücken in Itil werden von Cobit adressiert. Das Governance-Regelwerk definiert die Anforderungen an IT-Prozesse und beschreibt das "Was". Itil hingegen liefert mit seinem Prozess-Framework die Antwort auf diese Anforderungen, indem es sich auf das "Wie" konzentriert.

Die Kombination aus beiden Frameworks stellt sicher, dass Service-Provider kunden- und unternehmensbezogen agieren, marktfähige Services anbieten, organisationsbezogene Risiken verringern und die vorhandenen Ressourcen ökonomisch einsetzen. Aus diesem Grund sollte Cobit als weiteres Framework gezielt in die Struktur des IT-Service-Managements einbezogen werden.

Auf Dauer reicht eine gute Gestaltung der IT-Prozesse nicht aus. Vielmehr müssen diese Prozesse über die Qualitätsdimension mit Substanz angereichert werden. Die Governance-gerechte Ausrichtung der IT-Organisation an der Unternehmensstratige sollte sich auch in den IT-Prozessen widerfinden.

Es ist also an der Zeit, dass sich die Unternehmen von der dominierenden Itil-Orientierung lossagen und gezielt Cobit einbeziehen. Das ist auch nicht einmal mit besonderen Schwierigkeiten verbunden, denn dieses Framework ist ja kein abstraktes und exklusives Werkzeug der externen oder internen Auditoren. Vielmehr überzeugt es in der Praxis durch wirkungsvolle und überraschend konkrete Hilfestellungen, beispielsweise für die Identifikation von Schwachstellen einer IT Organisation, für die Prozessoptimierung oder für die strategische Ausrichtung. (qua)