WWDC

Alle Neuerungen in iOS 13 und iPadOS

04.06.2019
Von 


Simon Lohmann ist Freier Autor bei macwelt.de.
Die Neuerungen für iOS 13 waren auf der diesjährigen Worldwide Developers Conference (WWDC) ein großes Thema. Apple trennt nun strikt zwischen iOS für das iPhone und iPad, neben einem Darkmode können Sie sich auch auf komplett überarbeitete Apps freuen sowie über viele weitere Features.

Neben vielen neuen und hilfreichen Features für das neue Betriebssystem für iPhone und iPad sticht vor allem eine Tatsache bei der diesjährigen WWDC heraus: Zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte trennt Apple das iPhone und iPad und spendiert beiden Geräten eine eigene OS-Version. Über eine Stunde nahm sich Apple Zeit für iOS- und iPadOS, um alle Neuerungen zu präsentieren.

Bessere Performance, besser als die Konkurrenz

Apple hat in Sachen Performance ganze Arbeit geleistet: Face-ID entsperrt die Geräte nun 30 Prozent schneller und auch Apps lassen sich zwei Mal schneller starten als bisher. Allein damit wird Apple den Großteil seiner Nutzer zufrieden stellen, wobei die Messlatte hier besonders hoch ist. Laut Apple seien 97 Prozent der Kunden mit dem jetzigen iOS 12 zufrieden, 85 Prozent aller iOS-Nutzer haben sogar das aktuelle iOS installiert. Da konnte es sich Apple CEO Tim Cook nicht nehmen lassen auf die vergleichsweise schlechten Zahlen der Konkurrenz zu verweisen: Lediglich 10 Prozent der Android-Nutzer haben Android 9 auf ihren Geräten installiert.

Dark Mode

Der Wunsch nach einem Dark Mode in iOS wurde unter der Apple-Community in der jüngsten Vergangenheit immer präsenter - und endlich erfüllt Apple diesen Wunsch. Zwar ging Apple nicht allzu sehr auf das neue Feature ein: Was wir aus der Keynote mitnehmen können, ist, dass es neue Wallpaper geben wird, auf denen der Dark Mode besser zur Geltung kommt. Auch in den Apps selbst sorgt der Dark Mode für eine nette optische Abwechslung.

Streichtastatur

Die Standardtastatur der meisten Android-Handys und viele Tastaturen von iPhone-Drittanbietern ermöglichen es Benutzern, Text einzugeben, indem sie schnell von einem Buchstaben zum nächsten wischen. Sobald man sich daran gewöhnt hat, ist es eine sehr schnelle Möglichkeit, auf einer kleinen mobilen Tastatur zu tippen. Ob Apple dieses Feature auf das iPhone bringt, wurde während der Keynote nicht verraten. Allerdings konnten wir in einem kurzen Ausschnitt genau dieses Feature unter dem neuen iPadOS entdecken. Zieht man die Tastatur mit zwei Fingern zusammen, wird diese deutlich kleiner und der Nutzer kann mittels Wischbewegungen über die einzelnen Tasten einen Text eingeben.

Apple macht die Health-App zum Trend

Das Thema Gesundheit hat in den letzten Jahren bei Apple immer mehr an Bedeutung gewonnen. Unter den neuen OS-Versionen soll der Fokus noch weiter verstärkt werden, vor allem unter der neuen watchOS-Version. Natürlich werden die Funktionen, die im Rahmen der Keynote auf der Apple Watch präsentiert wurden, auch unter der Health-App auf dem iPhone zu finden sein.

Apple führt neue Health-Trends ein, die mittels nach oben oder unten gerichteten Pfeilen über den Verlauf der letzten sportlichen Aktivitäten aufklären. Darüber hinaus gibt es auf der Apple Watch eine Geräusche-App, die vor lauten Umgebungen warnen soll und somit das Gehör schützen soll. Ob es die Funktion auch bei iOS 13 gibt, hat Apple nicht gezeigt, rein technisch spricht jedoch nichts dagegen.

Darüber hinaus wird es eine App namens Cycle Tracking geben (für watchOS und iOS), die auf diskrete Art und Weise den Mestruationszyklus dokumentiert.

Eine neue Erinnerungs-App

Unter iOS 13 führt Apple eine neue Erinnerungs-App ein. Es gibt einen Hauptbildschirm mit vier Standardabschnitten, die in einem Raster angeordnet sind: Aufgaben, die heute erledigt werden müssen, alle Aufgaben, geplante Aufgaben und markierte Aufgaben. Jeder Abschnitt hat seine eigene, verschiedenfarbige Seite, zu der Benutzer Elemente hinzufügen können.

Erweiterungen für iMessages (Nachrichten)

Die allgegenwärtige Messaging-App bekommt ein Upgrade, mit dem Benutzer einen Namen und ein anderes Bild bestimmen und auswählen können, wer welche Infos sehen darf. Die Memojis bekommen ebenfalls ein großes Update: Nun können Nutzer eine eigene digitale Version von sich selbst mit noch mehr Details erstellen. Vor allem Frauen dürfen sich auf das Update freuen, denn hier kann man alle vorstellbaren Frisuren und Make-Up Wünsche ausprobieren.

Aktualisierte Karten-App, mehr Sicherheit

Apple Maps könnte mit dem neuen Update wieder eine attraktive Alternative für Google Maps werden. Laut Apple fuhren entsprechende Autos zum Vermessen der Karte rund vier Millionen Meilen. Die gesamten USA sollen bis Ende des Jahres mit einer detaillierteren Karten-App ausgestattet werden, weitere Länder folgen im nächsten Jahr.

Außerdem gibt es ein neues "Lookaround"-Feature, mit dem das Erkunden von neuen Orten und Städten auf Apples Karten-App noch interaktiver und optisch ansehnlicher wird. Mit einem einfachen Tipp auf das Display "fliegen" Sie mehrere Meter weiter nach vorne durch die Straßen - und das in einer wirklich sehr smoothen Kamerafahrt.

Auch in der Karten-App legt Apple viel Wert auf Datensicherheit und Privatsphäre. So können Sie Drittanbieter-Apps erlauben, nur ein einziges Mal auf den Standort zuzugreifen. Die App warnt außerdem bei Hintergrund-Tracking-Versuchen und schützt Ihre Wi-Fi- und Bluetooth-Verbindungen.

Neue HomePod.-Funktion

Der Homepod hat eine Vielzahl von Problemen, aber vor allem behandelt er jede Stimme so, als wäre es der Benutzer, der ihn einrichtet und an seine Apple ID bindet. Für ein Gerät, das für den Einsatz zu Hause bestimmt ist, ist das ein erschreckender Mangel und, offen gesagt, ein Sicherheits- und Datenschutzproblem. Diesem Problem widmet sich Apple noch nicht, stattdessen wird die Stimme mit einem Siri-Update natürlicher klingen. Außerdem kann man nun das iPhone in die Nähe des HomePods legen, sodass dieser automatisch die auf dem iPhone abgespielte Musik übernimmt. Entfernt man das iPhone wieder, wird die Musik erneut auf dem iPhone abgespielt.

Das iPad bekommt sein eigenes OS

Alle Neuerungen, die unter iOS 13 erscheinen, werden auch auf das iPad kommen. Nur mit dem Unterschied, dass das OS für das iPad ab Herbst iPadOS heißen wird. Damit trennt Apple erstmals das iOS für iPhone und iPad.

Mit iPadOS bekommt das iPad eine neue Gestensteuerung sowie ein teilweise neues Interface. Wischt man beispielsweise auf dem Homescreen nach rechts, erscheint auf dem Bildschirm eine Mischung aus Homescreen und Widgets. Außerdem erwarten den Nutzer neue Multitasking-Funktionen, nicht nur mit System-Apps, sondern auch mit Third-Party-Apps.

Besserer Apple Pencil, neue Gesten

An dem Apple Pencil der zweiten Generation hat Apple nichts verändert, unter dem neuen iPadOS verringert sich jedoch die Latenz von 20ms auf nur 9ms. Damit wird sich also noch flüssiger arbeiten lassen.

Derzeit können Sie auf iPhone oder iPad "rückgängig machen", indem Sie es schütteln. Es ist eine unangenehme und schwer zu entdeckende Geste, von der viele Benutzer nicht einmal wissen. Das wird sich in iOS 13 ändern, indem Sie einfach mit drei Fingern über den Bildschirm streichen. Darüber hinaus können Sie nun mit neuen Gesten viel leichter in Texten navigieren sowie Texte kopieren und einfügen.

Vereinfachte Schriftverwaltung

Diejenigen, die benutzerdefinierte Schriften unter iOS verwenden möchten, sind oft frustriert darüber, wie kompliziert es ist. Man muss ein benutzerdefiniertes Profil installieren (ähnlich wie bei der Installation von iOS-Betas). Mit iOS 13 wird dieser komplexe Workaround durch einen Standard-Fontmanager in den Einstellungen und ein Font-Picker-Interface-Element für Entwickler ersetzt. Das ist eine große Sache für kreative Apps. Außerdem können Schriftarten nun auch direkt aus dem App Store heruntergeladen werden.

Fazit

Bereits zu Beginn der Keynote gewann man als Zuschauer den Eindruck, dass das Tempo der diesjährigen WWDC deutlich angezogen wurde. Der sonst so ruhige Tim Cook wirkte leichte aufgekratzt und ratterte seine Texte schnell herunter, genau wie seine Kollegen. Der Grund: Apple hatte wirklich viel Neues zu präsentieren. Vielleicht zu viel, um es in eine rund zweieinhalb Stunden lange Keynote zu stecken.

Manche Features wurden nur sehr kurz angerissen, wie etwa die neuen Schriftgrößen in Safari, E-Mail und der Notizen App, oder aber neue Funktionen für die AirPods, die nun auch eingehende Nachrichten vorlesen und via Sprachbefehl Antworten schicken können. Die Kamera- und Fotos App haben neue Portrait-Modi bekommen sowie ein gänzlich neues Design. Features, die gerne etwas ausführlicher hätten besprochen werden dürfen.

Wie umfangreich die Updates der einzelnen Apps sind, geht aus dieser Keynote nicht hervor. Viel mehr scheint es so, als würde Apple bei iOS 13 vor allem auf Quantität setzen, wobei dies nicht heißen soll, dass darunter die Qualität leidet. Uns erwarten ab Herbst viele tolle neue Features - so viele, dass es eine Zeit lang dauern wird, bis wir wirklich alle mal ausprobiert haben oder zu Gesicht bekommen werden.

Apple zeigte auch heute wieder, dass bei all den vielen Neuerungen das Thema Datenschutz und Privatsphäre nicht an Bedeutung verloren hat - im Gegenteil. Mit der Differenzierung von iOS und iPadOS geht Apple in die richtige Richtung, um den eigenen Plattformen gerecht zu werden und das volle Potenzial auszuschöpfen. (Macwelt)