Handel sucht IT-Profis

Alle Hände voll zu tun

21.01.2010
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Strategische Bedeutung der IT steigt

Roman Melcher, DM Drogeriemärkte: "Wir tun nicht alles, was verlangt wird."
Roman Melcher, DM Drogeriemärkte: "Wir tun nicht alles, was verlangt wird."

Service heißt auch das Motto der IT-Abteilung der Drogeriekette DM. Das bedeutet keineswegs, dass sie lediglich ausführendes Organ ist. Roman Melcher, in der Geschäftsführung für die Informationstechnik zuständig, zieht auch mal die Reißleine, wenn unangemessene Erwartungen an ihn herangetragen werden. Insofern agiere die interne IT keineswegs genauso wie ein externer Dienstleister.

In Kürze wird DM bei Köln das nach eigenen Angaben "modernste Logistikzentrums Europas" in Betrieb nehmen. Es ist komplett automatisiert und IT-gestützt. "Dieses Leuchtturmprojekt zeigt, wie wichtig IT für uns ist: Wir wollen Prozessführer sein, sonst könnten wir unser niedriges Preisniveau kaum halten", gibt Melcher die Marschrichtung vor.

Wer neue Geschäftsfelder erschließen und zusätzliches Wachstum erzeugen will, muss also in der IT die Weichen stellen. Dieses Prinzip beherzigt auch Holger Rommel, IT-Chef der Gries Deco Company in Niedernberg. In Einkaufszentren betreibt die Firma Shops, die auf Wohnaccessoires spezialisiert sind und auf große Nachfrage treffen. Binnen drei Jahren sollen allein in Deutschland 180 neue Läden eröffnet werden. Weitere Shops entstehen in der Schweiz beim Handelsriesen Migros. "Neben der Mehrsprachigkeit und der Währungsfrage ergeben sich dort neue Bestellprozesse, Buchungskreise und Warenverteilformen, die von der IT abgebildet werden müssen", erläutert Rommel.

An attraktiven Aufgaben besteht kein Mangel. Zwar gibt es laut Experton Group vielerorts noch Nachholbedarf bei der Harmonisierung von Systemen. Auch der Automatisierungsgrad lässt hier und da noch zu wünschen übrig. Doch auf der Suche nach Wettbewerbsvorteilen wächst das Bewusstsein für die strategische Bedeutung der unternehmenseigenen IT.

Mehrsprachigkeit, neue Geschäftsmodelle und Verkaufskonzepte - das alles muss auch Bernd Hilgenberg von Fressnapf in der IT abbilden. Die auf Tierbedarf spezialisierte Kette mit Sitz in Krefeld wächst und verändert sich ständig. Dass nichts bleibt, wie es einmal war, spüren auch die IT-Kräfte. "War ein Mitarbeiter früher für das Rechenzentrum, den User Helpdesk und die Haustechnik zuständig, organisieren wir uns nun arbeitsteilig", sagt Hilgenberg. "Hierbei wird der optimale Einsatz der individuellen Fähigkeiten der Mitarbeiter berücksichtigt."

Welche IT-Experten im Handel benötigt werden, lässt sich am Beispiel von Fressnapf gut ablesen. Am dringendsten gesucht sind Kräfte fürs Rechenzentrum und Datenbanken, die auch ein Data-Warehouse betreiben können. Viele IT-Mitarbeiter von Fressnapf sind ständig unterwegs, bisweilen verbringen sie sogar die Hälfte der Arbeitszeit im Ausland. In den Filialen schulen sie Anwender von Softwareprogrammen und stellen die notwendige Prozesskompetenz sicher.

Eine lückenlose mehrsprachige Dokumentation hilft, dass die IT eine international einheitliche Qualität gewährleisten kann. "Dafür suchen wir technische Redakteure, die sich im Single-Source-Publishing auskennen und bereit sind, sich in unsere Prozesse einzuarbeiten", skizziert Hilgenberg das Anforderungsprofil. Um internationale Rollouts zu planen und zum Beispiel Kassen-Images zu verteilen, würden weitere IT-Kräfte im Bereich der Infrastruktur gebraucht. "Dazu zählen auch der zentrale User Help-Desk sowie der Telefonsupport."