Sprachassistenten im Vergleich

Alexa, Google Allo und Cortana: Was taugen die Siri-Konkurrenten am iPhone?

16.05.2017
Von 
Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.
Amazon Alexa, Google Assistent und Microsoft Cortana kann man mittlerweile auch auf iPhone und Mac nutzen. Wir zeigen, wie's geht und was sie bieten.

Alexa: So nutzen sie die Software am Mac und iPhone

Anfangs hatten viele Alexa unterschätzt – waren doch Cortana und Siri bereits weit bekannt. Aktuell beherrscht Amazons sprachgesteuerter Assistent aber in den USA den Markt für Smart Speaker mit 70 Prozent Marktanteil, um Siri und Cortana ist es dagegen ruhiger geworden. Alexa ist eigentlich kein Smartphone-Assistent wie Siri oder Cortana, das System ist speziell für Heimgeräte wie die Echo-Lautsprecher und die Fire-Fernbedienung konzipiert. Diese bekamen erst vor Kurzem einen Bildschirm, der Amazon-Assistent ist deshalb stärker auf reine Sprachantworten ausgelegt. Unter iOS zeigt die Alexa-App aber parallel auch Textantworten und verlinkt auf Webseiten.

Das Tool war von Anfang an auf intelligente Heimgeräte ausgelegt, etwa die Steuerung von Beleuchtung oder einer Heizung. Die große Stärke des Systems ist, dass es sehr einfach mit so genannten Skills erweiterbar ist. Will man beispielsweise mit Alexa seinen neuen BMW steuern, installiert man ein passendes Skript.

Die Alexa-App für iOS nimmt eigentlich nur in der US-Version Spracheingaben entgegen. Mit Hilfe der App Reverb von Rain kann man Alexa jedoch bereits ohne jede Amazon-Hardware benutzen – die App übernimmt dabei sozusagen die Rolle eines Hardware-Geräts. Die Oberfläche besteht nur aus einem einzigen großen Bedienknopf – hält man ihn gedrückt, kann man sprechen.

Sogar eine Mac-Version ist im App Store verfügbar, hier funktioniert die Nutzung sogar ohne zusätzliche App. Man muss sich nur über einen Amazon-Account anmelden. Grundlage ist ein frei verfügbarer Webdienst von Amazon, allerdings stellten wir bei der Mac-Version häufigere Tonstörungen fest. Die iOS-Version funktioniert dagegen problemlos, auch die Spracherkennung ist offensichtlich hervorragend.

Um die vier Assistenten in unserem Testfeld miteinander zu vergleichen, stellen wir ihnen die gleichen fünf Alltagsfragen. Dabei handelt es sich nur um eine Stichprobe, die Antworten sind aber recht aufschlussreich.

Konkurrenz für Siri: Alexa, Cortana und Google Assistent laufen auch auf dem iPhone.
Konkurrenz für Siri: Alexa, Cortana und Google Assistent laufen auch auf dem iPhone.
Foto: Soze Soze - shutterstock.com

„Erzähl einen Witz“

„Was sind die letzten Worte eines übrig gebliebenen Schokohasen? Na dann bis Weihnachten.

„Was kommt heute Abend im Fernsehen?“

Keine Funktion

„Wo kriege ich eine Pizza?“

"Entschuldige, ich bin mir nicht sicher..." (listet unterstützte Funktionen auf)

„Wie hat Bayern gespielt?“

"Bayern München hat am 6. Mai gegen Darmstadt 1:0 gewonnen."

„Erinnere mich an den Muttertag“

Erstellt Erinnerung

Mit der App Reverb kann man Alexa auch auf dem iPhone nutzen.
Mit der App Reverb kann man Alexa auch auf dem iPhone nutzen.

Google Assistent

Google Assistent ist der Nachfolger von Google Now und basiert stark auf der Suchmaschine von Google. Erstmals präsentiert wurde er mit dem Google-Handy Pixel, er ist aber eingeschränkt auch in die neue Kommunikations-App Allo integriert: Nach der Installation kann man dann per Texteingabe oder Sprachbefehl den Assistenten nutzen. Das funktioniert hervorragend, die deutsche Spracherkennung klappt ausgezeichnet. Einen ähnlichen so genannten Chatbot könnte Apple übrigens ebenfalls bald in seine Messenger-App integrieren. In unserem Test machte die Allo-Version aber keinen völlig überzeugenden Eindruck, zu selten versucht Allo die Aufgabe wirklich zu lösen. Bei viel zu vielen Anfragen wird einfach eine Google-Suche gestartet. Auch die Witze des Assistenten sind ziemlich mäßig. Anscheinend ist die Messenger-Version vor allem als Chat-Version der Google-Sucher gedacht.

Tipp für Entwickler: Es gibt sogar eine Möglichkeit, Google Assistant auf dem Mac zu nutzen – allerdings setzt dies bisher noch viel Kommandozeilenwissen voraus. Vor Installation des Google-SDKs muss man etwa Python 3 installieren, die Nutzung ist außerdem nur per Terminal möglich.

„Erzähl einen Witz“

Welcher Apfel schmeckt nicht? Ein Pferdeapfel

„Was kommt heute Abend im Fernsehen?“

Zeigt Weblink zu tvmovie.de

„Wo kriege ich eine Pizza?“

Anwortet „Ich kann im Internet danach suchen?“

„Wie hat Bayern gespielt?“

Der FC Bayern spielt morgen um 15:30 gegen RB Leipzig

„Erinnere mich an den Muttertag“

Zeigt einen Google-Treffer zu „Muttertag“, die Seite Etsy.com

Der in den Messenger Allo integrierte Assistent hinterließ einen gemischten Eindruck.
Der in den Messenger Allo integrierte Assistent hinterließ einen gemischten Eindruck.

Cortana - der Assistent von Microsoft

Nur mit einiger Mühe bringen wir Cortana auf iPhone und Macbook: Es gibt zwar bereits eine iOS-App, diese ist aber nur im US-Store verfügbar. Erst nach einer Anmeldung im amerikanischen Store ist eine Installation möglich. Die Anbindung eines deutschen Microsoft-Kontos funktioniert problemlos. Wir müssen mit Cortana aber in englischer Sprache sprechen, was aber überraschend problemlos funktioniert. Auch unsere fünf Fragen stellen wir auf Englisch.

Beim Start von Cortana, haben wir gleich den Eindruck, ein Office-Tool vor uns zu haben. Das Design ist sachlich und funktional, man kann den Assistenten mit seinem Office-365-Account und anderen Diensten verbinden - und hat beispielsweise Zugriff auf Outlook und andere angemeldete Geräte. Legt man einen Termin an, wird man von Cortana etwa auf sich überschneidende Termine hingewiesen. Eine Besonderheit ist das sogenannte Notizbuch, in dem man Adressen, Nachrichten-Themen oder Ruhezeiten hinterlegt. Nach unserer Meinung das größte Manko: Als Suchmaschine wird Bing eingesetzt, die vor allem bei deutschen Inhalten nicht mit Google mithalten kann.

Am Mac kann man Cortana mit Virtualisierungssoftware nutzen, also über die Installation von Windows 10 am Mac. Der Hersteller Parallels verspricht sogar eine besonders gute Integration in macOS, was wir in unserem letzten Test von Parallels bestätigen können.

„Tell me a joke“

A ham sandwich walks into a bar and the bartender says: „Sorry, we don´t serve food in here.“

„What ist the tv program this evening?“

Zeigt Weblink zu TVguide.com (Mit US-TV-Programm)

„Where can I get a pizza?“

Zeigt neun Läden in der näheren Umgebung, inklusive Karte, Preis und Adresse. Anklicken führt zu Info-Seite mit Telefonnummer und weiteren Informationen.

„Soccer Munich“

Zeigt Termin für das nächste Spiel des FCB.

„Remind me of Mothers Day“

Erstellt Erinnerung und fragt nach weiteren Optionen.

Achillesverse von Cortana ist die Anbindung an Bing.
Achillesverse von Cortana ist die Anbindung an Bing.

Siri - Apples Systemfunktion

Zum Vergleich stellen wir Siri die gleichen Fragen, viel besser schlägt sich Apples Assistent dabei aber nicht. Ist doch Siris Humor etwas verhalten, die Frage nach dem TV-Programm wird falsch beantwortet.

„Erzähl einen Witz“

Ich glaube kaum, dass du einen Witz in meiner Sprache verstehen würdest. Und lustig sind die sowieso nicht.

„Was kommt heute Abend im Fernsehen?“

Zeigt Übersicht an aktuellen Kinofilmen (Ein eindeutiger Verständnis-Fehler, nur bei einer anders formulierten Frage erhält man einen Link zum TV-Programm)

„Wo kriege ich eine Pizza?“

Zeigt Übersicht an fünfzehn Läden in der Umgebung, inklusive Yelp-Bewertung. Beim Anklicken erhält man eine Info-Seite mit Telefonnummer, Route und weiteren Daten

„Wie hat Bayern gespielt?“

Der FC Bayern spielt morgen um 15:30 gegen RB Leipzig.

„Erinnere mich an den Muttertag“

Erstellt eine Erinnerung

Spröder und Humor und falsche Antworten - Siri konnte nicht völlig überzeugen.
Spröder und Humor und falsche Antworten - Siri konnte nicht völlig überzeugen.

Fazit

Die Siri-Alternativen funktionieren am iPhone bereits besser, als erwartet, die Spracherkennung ist bei allen Apps erstklassig. Vor allem Cortana hat uns positiv überrascht, vom Google Assistent hatten wir dagegen irgendwie mehr erwartet – selbst wenn es sich nur um die Allo-Version handelt. Stärke von Alexa ist offensichtlich die gute Unterstützung von Smart-Home-Geräten, handelt es sich doch um eine sehr offene Plattform. Die iOS-Version kann dagegen weniger überzeugen.

Auf dem iPhone kommt man im Alltag bisher an Siri kaum vorbei. Perfekte Integration ins System hat nur die Apple-Lösung zu bieten, ebenso die Nutzung als Diktiersoftware oder für Programmeingaben. Vor allem die simple Aktivierung per Sprachbefehl ist schließlich nur mit tiefer Integration ins System und Unterstützung der iPhone-Hardware möglich. Wir hoffen aber, dass Apple zur WWDC einige Verbesserungen zu Siri ankündigt, ansonsten könnte der ehemalige Vorzeige-Assistent schnell von der Konkurrenz überholt werden. (Macwelt)