Spanier lehnen enge Geschäftsehe mit Franzosen ab

Alcatel-Mutter CGE läuft mit Angebot an Telefonica ins Leere

30.11.1990

MADRID/PARIS (VWD) - Die Telefonica de Espana SA beabsichtigt zwar, ihren zehnprozentigen Anteil an der italienischen Telettra SpA zu verkaufen, lehnt darüber hinaus jedoch die Offerte der französischen Cié Générale d'Electricité (CGE) ab, in engere Geschäftsbeziehung zu deren Telecom-Tochter Alcatel zu treten.

CGE, die die Kontrolle der Fiat-Tochter Telettra übernehmen wird, hatte Telefonica den Tausch von deren Telettra-Anteil gegen eine direkte Beteiligung an Alcatel vorgeschlagen. Dies sei Teil des Versuchs der CGE, den europäischen Marktvorstoß der American Telephone & Telegraph Co. (AT&T) abzublocken, schreibt das "Wall Street Journal Europe". Telefonica hatte kürzlich einer engeren Kooperation mit AT&T zugestimmt. Ziel von CGE-Chairman Pierre Suard sei es, Telefonica zu überzeugen, statt mit AT&T mit der CGE-Tochter Alcatel NV zusammenzuarbeiten.

Suard hatte in jüngster Zeit Telefonproduzenten in Großbritannien, Spanien und Italien gedrängt, eher mit CGE denn mit AT&T zu kooperieren. In Italien vereinbarte der CGE-Boss ein breites Kooperationsabkommen mit Fiat SpA, das die mehrheitliche Telettra-Übernahme vorsieht und noch in Laufe dieses Monats abgeschlossen werden soll.

Ein Nebeneffekt der Vereinbarung war es, die CGE näher an die Telefonica, die zehn Prozent an Telettra hält, heranzubringen. Daneben hält Telefonica auch eine Minderheitsbeteiligung an der spanischen Tochter von Alcatel.

Frühere Verhandlungen über eine direkte Minderheitsbeteiligung von Telefonica an der CGE-Tochter waren 1986 bei der Gründung von Alcatel am Preis gescheitert.

Telefonica weist für die ersten neun Monate 1990 eine durch eine 7,3prozentige Gebührenerhöhung gestützte 18,5prozentige Verbesserung des Nettogewinns auf 56,488

(1989: 47,687) Milliarden Peseten aus. Der Cash-flow konnte auf brutto 282,964 (249,094) Milliarden Peseten ausgeweitet werden, ein Plus von 13,6 Prozent. Die Gesellschaft teilte mit, sie werde in den kommenden fünf Jahren 3,5 Billiarden Peseten in das spanische Fernmeldenetz investieren. Bereits zum 30. September 1990 habe die Warteliste für neue Telefonanschlüsse aufgrund gestiegener Ausgaben gegenüber dem Vorjahr um 22,3 Prozent auf 489 966 Positionen abgebaut werden können.