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Alcatel bandelt mit Lucent an

27.04.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der französische TK-Konzern Alcatel hat Gerüchte bestätigt, wonach das Unternehmen ein Kaufinteresse an der Glasfaserkabel-Unit von Lucent Technologies hat. Darüber hinaus geht das Gerücht, wonach beide Unternehmen über eine Komplettfusion verhandeln.

Dass Lucent seinen Geschäftsbereich Glasfaserkabel verkaufen will, ist kein Geheimnis mehr. Der Konzern braucht dringend Geld, um Verbindlichkeiten zu reduzieren und laufende Kredite abzusichern. Bestätigt wurde dies offiziell zwar nur indirekt, und auch Lucents CEO Henry Schacht gab bei der Bekanntgabe der letzten Quartalsergebnisse vor zwei Wochen lediglich zu Protokoll, dass man "verschiedene Optionen" prüfe. Alcatel hat jetzt gemeldet, ein Gebot für die Glasfasersparte von Lucent abgegeben zu haben. CEO (Chief Executive Officer) Serge Tchuruk wollte jedoch nicht auf Details eingehen. Im vergangenen Geschäftsjahr machte die Lucent-Division rund zwei Milliarden Dollar Umsatz. Da die Einnahmen dabei um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden konnten, gilt der Bereich als ein Filetstück der finanziell angeschlagenen Amerikaner. Beobachter schätzen den potentiellen Verkaufserlös auf vier bis acht Milliarden Dollar.

Gegenüber der Computerwoche bestritt Lucents Deutschland-Chef Hans Huber, dass der Konzern mit der Glasfasersparte sein Tafelsilber veräußere. Das für den Unternehmenserfolg entscheidende Portfolio - Systeme für den Auf- und Ausbau der TK-Infrastruktur - verbleibe in jedem Fall bei Lucent. Den geplanten Verkauf bezeichnete er als "klugen Schritt". Zu den weiteren Interessenten zählen neben Alcatel auch Corning, JDS Uniphase und Pirelli.

Derweil meldet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eingeweihte Kreise, dass die Konzerne lose Gespräche über eine Komplettfusion geführt hätten. Dadurch würde ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 70 Milliarden Dollar entstehen. Die Chancen, dass dieser Deal zustande käme, seien allerdings gering, schrieb die Zeitung. Martina Grüger von der deutschen Lucent-Niederlassung wollte zu dem Gerücht keine Stellung nehmen.