FuE-Investitionen vorwiegend in Breitband- und GSM-Systeme

Alcatel Alsthom: Trotz Zukäufe 1991 Zunahme des Gewinnanteils

24.04.1992

PARIS (see) - Eine Zunahme der Gewinnmarge verzeichnete Alcatel Alsthom im ersten Jahr nach dem Konzernumbau: Ohne Minderheitsbeteiligungen wuchs der Nettoprofit um 20 Prozent auf 6,18 Milliarden Franc (etwa zwei Milliarden Mark), während der Umsatz um elf Prozent auf 160 Milliarden Franc anstieg. 110 Milliarden Franc erbrachte das Geschäft mit Kommunikationssystemen, also der Konzernteil Alcatel.

Das Geschäftsjahr 1991 von Alcatel Alsthom war gekennzeichnet durch eine Reihe von Übernahmen und durch die Vereinfachung der Finanzstruktur, teilte Präsident und Chief Executive Officer Pierre Suard in Paris mit Der Konzern fügte Anfang 1991 die italienische Telekommunikationsgesellschaft

Telettra dem Konsolidierungskreis ebenso hinzu wie die Übertragungstechnik-Aktivitäten der amerikanischen Rockwell-Gruppe.

Die Franzosen glätteten überdies ihre Bilanz, indem sie die 30 Prozent des Konzernkapitals, die im Besitz von ITT gewesen waren, 1991 zurückkauften. Auch erwarb Alcatel von den freien Aktionären der Stuttgarter SEL AG deren Anteile.

Suard betonte, daß trotz der regen Investitionen in die Konzernstruktur zwei Drittel des Wachstums intern, also ohne die Zukäufe, erwirtschaftet worden seien Diese hätten das Geschäftsvolumen um lediglich vier Prozent angehoben. Überdies müsse bei der 20prozentigen Zunahme des Nettoertrags berücksichtigt werden, daß 2,7 Milliarden Franc zur Finanzierung ständiger "systematischer Restrukturierungen" zurückgestellt worden seien. Auf der Produktseite hat Alcatel Alsthom laut Suard im Geschäftsjahr 1991 viel in den Sektor Mobilkommunikation investiert, wo man im Aufbau von Netzen

nach dem europaweiten GSM-Standard engagiert sei. Mit der Produktlinie Alcatel 1000 sehe man sich bei Breitbandnetzen im Vergleich zu den Wettbewerbern im Vorsprung. Erfolge seien zu verzeichnen gewesen in Märkten, die bislang für Alcatel kaum existiert hätten. Zum Beispiel habe British Telecom ein Metropolitan Area Network (MAN) bei dem französischen Konzern in Auftrag gegeben, und nach Mexiko werde man 850 000 Schaltleitungen liefern. In Polen steigen die Franzosen eigenen Angaben zufolge durch die Lieferung von einer Million digitaler Schaltleitungen zum Hauptlieferanten auf.

Mit Blick auf 1992 sagte der Alcatel-Chef, die Internationalisierung des Geschäftes werde weitergehen. Es sei zu erwarten, daß erstmals der Umsatz in Deutschland ebenso hoch sein werde wie in Frankreich. Der Auslandsanteil des Geschäftes habe sich in den vergangenen fünf Jahren von 36 auf fast 70 Prozent gesteigert. Eigentlich jedoch, erläuterte Suard, betrachte man Europa als "Heimmarkt"; drei Viertel des Umsatzes generiere man in EG-Ländern.

Gerhard Zeidler, Vorstandsvorsitzender der SEL Alcatel AG, Stuttgart, machte einen Monat vor der offiziellen Bekanntgabe noch keine exakten Ergebnisangaben für seine Gesellschaft, deutete aber an, der Umsatz werde nach vier Milliarden im Vorjahr nunmehr bei fünf Milliarden Mark liegen. Das Geschäft in Ostdeutschland, wo man mit der 100-Prozent-Tochter RFT vertreten ist, mache davon ungefähr eine halbe Milliarde Mark aus.

Zur Personalentwicklung bei SEL sagte er, mit dem Umstrukturierungsprozeß sei auch der Personalabbau weitgehend abgeschlossen. Allerdings weise die Gehaltsliste nach der Totalübernahme von RFT nun mehr Namen auf als vor den Kürzungsmaßnahmen.

Der Idee eines französischen Hochtechnologie-Konzerns unter staatlicher Führung und mit Beteiligung der großen nationalen Unternehmen, zu Anfang des Jahres von der damaligen Premierministerin Edith Cresson aufgebracht, erteilte Suard eine Absage. Vielmehr seien international tätige Konzerne mit Kompetenz in verschiedenen Technologien, wie etwa Alcatel Alsthom, die Alternative.