Akzeptanzprobleme mit grafischen Tools loesen Daimler und GMD bringen Prozessnetze in Parallelrechner

03.06.1994

MUENCHEN (CW) - "Trapper" ist die Bezeichnung einer neuen grafischen Programmierumgebung fuer Parallelrechner. Das Tool-Set wurde von der Daimler-Benz AG und der Gesellschaft fuer Datenverarbeitung mbH (GMD), Sankt Augustin, gemeinsam entwickelt. Durch Verkuerzung und Vereinfachung der Entwicklungsarbeiten erhoffen sich die Hersteller groessere Popularitaet von Parallelrechnern.

Mit Trapper koennen Programmierer paralleler Programme ueber eine grafische Benutzerschnittstelle auf die Werkzeuge zugreifen. Ein Design-und ein Mapping-Tool, ein Editor sowie diverse Programmiersprachen unterstuetzen laut GMD die verschiedenen Phasen der Software-Entwicklung.

Das Designwerkzeug besteht im wesentlichen aus einem grafischen Editor, mit dem sich Prozessnetze entwerfen lassen. Diese beschreiben die parallelen Strukturen einer Applikation. Aus den einzelnen lokalen Prozessen lassen sich Programmrahmen generieren, die der Programmierer mit Hilfe von Texteditoren VI oder Emacs durch C-, Fortran- oder Occam-Code auffuellen muss.

Die Abbildung des Prozessnetzes auf den Parallelrechner uebernimmt ein Konfigurationswerkzeug. Es berechnet das Mapping, das heisst die Zuordnung der Softwareprozesse zu den Prozessoren der Hardware. Das geschieht grafisch, so dass, wie die GMD erlaeutert, der Anwender Gelegenheit hat, den Vorgang interaktiv zu steuern. Darueber hinaus koennten Visualisierungswerkzeuge das Systemverhalten eines Parallelrechensystems veranschaulichen. Auf diese Weise erhaelt der Anwender nach Anbieterangaben Einblick in das Laufzeitverhalten der Soft- und Hardwarekomponenten.

Eingesetzt wird das Werkzeug-Set derzeit bei mehreren GMD- Forschungsgruppen. Ausserdem nutzt Daimler-Benz die Umgebung fuer die Entwicklung und den Einsatz eines fahrzeugtauglichen Parallelrechners.

Der von der Parsytec GmbH, Aachen, aus Transputern aufgebaute Rechner dient als universelle Plattform fuer verschiedene Anwendungen im Fahrzeug - wie der automatischen Strassenverfolgung, der Abstandsmessung und der Erkennung von Verkehrsschildern. Diese Komponenten werden prototypisch in ein S-Klasse-Fahrzeug integriert.

Das Parallelrechensystem wird ueber eine Workstation programmiert und waehrend des Programmablaufs von dieser gesteuert. Trapper dient hier als Oberflaeche des Zielsystems. Ablaeufe im Parallelrechenkern lassen sich entweder waehrend der Programmausfuehrung oder offline beobachten.

Die Entwicklungsumgebung wird zur Zeit noch lizenzfrei ohne Wartungsverpflichtung an Interessenten abgegeben. Auskuenfte erteilen Christian Scheidler bei der Daimler Benz AG und Ottmar Kraemer-Fuhrmann bei der GMD.