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Nach Einschätzung von Crisp Research ist es vor allem der Sinneswandel, der sich im Kontext der digitalen Transformation in den Unternehmen vollzieht, der für eine Neubewertung der Daten-Assets und Storage-Strategien im Unternehmen sorgt. So ist die Mehrheit der Entscheider in den Unternehmen mittlerweile davon überzeugt, dass Daten die Grundlage für neue Geschäftsmodelle (40 Prozent) beziehungsweise ein strategisches Asset und zentraler Wettbewerbsfaktor sind (16 Prozent). Nur noch eine Minderheit sieht Daten aufgrund des steigenden Speicherbedarfs primär als Kostentreiber (13 Prozent).
Das verschafft Storage- und Infrastruktur-Verantwortlichen eine gute Ausgangs- und Diskussionsgrundlage im Dialog mit internen Kunden, Business Units und Digitalisierungsabteilungen. Doch diesen Spiel- und Gestaltungsraum wissen noch nicht alle zu nutzen. Während die Vorreiter derzeit aktiv in die Modernisierung ihrer Storage-Landschaft investieren, um sich für den Wandel der Anforderungen in den kommenden Jahren zu rüsten, schlafen anderen noch ruhig den Dornröschenschlaf.
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Von der Kapazität zur Performance - Neue Anforderungen und Designkriterien im Storage Management
Die Ausweitung des reinen Datenvolumens, sprich der Storage-Kapazität, ist heute nur noch für eine Minderheit der Unternehmen eine echte Herausforderung. Die Mehrheit der Unternehmen sieht sich hingegen mit der Anforderung konfrontiert, immer mehr Datenbestände 24/7 verfügbar zu halten - und dies bei steigenden Performance-Anforderungen (Latenz & IOPS). Im Kontext der Digitalisierung lassen sich immer weniger Datenbestände auf kostengünstige 15k-Platten oder ins Archiv verbannen. Aus “Cold Data” wird in immer mehr Unternehmensbereichen “Hot Data” bezeihungsweise ein aktiv genutzter und bewirtschafteter Datenbestand. Denn digitale Apps, Machine-Learning-Algorithmen, APIs und Analytics auf Abteilungsebene fordern direkten und schnellen Zugriff auf die Daten. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren wohl eher beschleunigen als verlangsamen wird.
Vor diesem Hintergrund lesen sich die Anforderungen an “Next Generation Storage Systems” wie folgt:
Skalierbarkeit: Ausbau der Speicherkapazität „on the fly“ ohne Technologiebrüche, Downtimes oder Integrationsprobleme (zum Beispiel durch Cloud Storage oder IaaS)
Performance & Verfügbarkeit: Zugriff und Datenverarbeitung in nahezu Echtzeit bei hohen IOPS für immer mehr Applikationen, Use Cases und Content-Typen
Datenhoheit & Sicherheit: Sicherstellung von Compliance, Sicherheit und Business Continuity sowie Verschlüsselung der Daten und Risikomanagement durch eine intelligente Verteilung über Regionen, Rechenzentren und Provider
Effizienz: Trotz aller obigen Anforderungen und hoher SLA´s gegenüber internen und externen Kunden müssen CIOs die Kosten pro TB im Griff behalten und sich Gedanken über die langfristige Entwicklung von TCO, Strom, RZ-Fläche machen.
- Uwe Müller, Head of Sales & PreSales Datacenter; Cisco:
„Die Speicherung und Verarbeitung der Daten finden zunehmend auf Endgeräten, Edge-Servern und in der Cloud statt. Durch dieses Fog Computing und Edge Computing lassen sich mit Hilfe neuer Applikationen Daten auf neue Weise verarbeiten. Wenn kumulierte Daten oder Anomalien zur weiteren Analyse in die Cloud gesendet werden, spart dies Bandbreite und Speicherplatz.“ - Andre Braun, Director Dell Storage Germany; Dell/EMC:
„Ein Trend ist das Full Flash Datacenter. Die Zukunft der Storage-Landschaften in Unternehmen ist klar auf Flash-basierte Systeme ausgerichtet. Flash ermöglicht einen deutlich schnelleren Zugriff, eine einfachere Verwaltung und bietet im Gegensatz zu herkömmlichen Storage-Systemen, die auf drehenden Platten beruhen, auch einen erheblichen Kostenvorteil." - Stefan Roth, Head of Storage, Category Management Datacenter Central Europe; Fujitsu:
„Der Trend im Bereich Storage geht auch 2018 eindeutig zu Flash-Speicher in Form von All-Flash- und Hybrid-Flash-Systemen. Das liegt zum einen an den sinkenden Kosten dieser Systeme, insbesondere, wenn man die Kosten Ende-zu-Ende betrachtet. Dadurch werden Flash-Storage-Systeme auch für kleinere und mittelständische Unternehmen erschwinglich. Zum anderen haben Nutzer von Storage-Komponenten erkannt, dass Flash-Speicher-Systeme ein wichtiger Baustein im Rahmen einer Digitalisierungsstrategie sind.“ - Florian Bettges, Category Manager Storage, Hewlett Packard Enterprise:
„Durch die Digitalisierung und den Einsatz von IoT-Lösungen muss Speicher schneller, intelligenter und ortsunabhängig zur Verfügung stehen. Schnelligkeit kann neben dem Einsatz von All-Flash-Lösungen durch ergänzenden NAND/NVMe-Speicher und neue Protokolle, wie RDMA incl. iWARP gewonnen werden. Intelligenter wird der Speicher durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz." - Dieter Stehle, General Manager Lenovo Data Center Group DACH; Lenovo:
„Wir sehen derzeit eine starke Diversifizierung von Storage-Arten und auch wenn es für eine Festlegung noch etwas früh ist, das könnte in der Zukunft wieder zu einer Konsolidierung führen. Als Schlagworte für 2018 sind sicherlich Software-Defined Storage, Hyper-Konvergenz und Cloud Storage sowie S3 AWS Object Storage (Hybrid Cloud/Cloud & Online Archiving) zu nennen.“ - Thomas Muggendobler Thomas Krenn AG:
„Datenwachstum wird das alles bestimmende IT-Thema in den kommenden Jahren sein. Das heißt aber nicht, dass die Investitionen in traditionelle Storage-Systeme steigen werden. Stattdessen wird Software Defined Storage weiter wachsen, und zwar bei Anwendern jeder Größenordnungen, denn inzwischen stehen für jedes Budget und jeden Bedarf ausgereifte Lösungen zur Verfügung.“
- Uwe Müller, Head of Sales & PreSales Datacenter; Cisco:
Flash First - Einsatz von Flash im Rechenzentrum
Was vielen End-Usern und Managern nur vom Notebook her bekannt ist, krempelt derzeit als technologische Innovation die Storage-Strategien vieler Konzerne und Mittelständler um - Flash!
Noch hält sich in vielen Köpfen hartnäckig das Gerücht, dass die heutigen All-Flash Arrays anfällig für Verschleiß und vor allem sehr teuer sind - Fehlanzeige. Gerade in den letzten 24 Monaten haben diese einen sogenannten “Inflection Point” erreicht. Sprich, Flash-basierte Speichersysteme können sich bei einer Vollkostenbetrachtung (TCO) durchaus mit konventionellen Storage-Systemen etwa 15k-Platten messen. Dabei bietet Flash-basierter Storage gerade bei performance-hungrigen Workloads und einer Vielzahl an Enterprise Applications eine deutlich bessere Leistung (IOPS).
Aus diesem Grund hat der Markt sich in den letzten zwei Jahren dynamisch entwickelt und lag Ende 2017 bei knapp 6 Milliarden US-Dollar - bei Wachstumsraten von rund 30 Prozent pro Jahr. Ein guter Grund die Preis-/Performance der verschiedenen Systeme und Konfigurationen der jeweiligen Anbieter genauer unter die Lupe zu nehmen. Hinzu kommt, dass Anwender Flash-Storage in sehr unterschiedlichen Spielarten oder Architekturen nutzen können - vom All-Flash Array bis hin zu hybriden Storage Appliances oder Hyperconverged Systems. Ein weiteres Bonus-Feature von Flash ist sicherlich die deutlich verbesserte Effizienz hinsichtlich Energie und RZ-Fläche (1 PB in 3U).
Ausblick - Storage als Enabler unternehmensweiter Datenstrategien
Während derzeit noch viele Unternehmen damit beschäftigt sind, das Thema Datenstrategie und Data Governance in der eigenen Organisation zu verankern und zu etablieren, so werden zukünftig die Um- und Aufrüstung der Storage-Systeme und Analytics-Tool auf dem Programm stehen. Die großen Strategien brauchen eine leistungsfähige Infrastruktur-Basis inklusive eines automatisierten und professionellen Betriebs. Denn was nutzen neue Analytics-Dashboards und Data Lakes, wenn die Performance schwach und die Nutzer unzufrieden sind?
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Auch wenn Flash derzeit auf dem Vormarsch ist, zeichnet sich ab, dass die Mehrheit der Unternehmen in den kommenden 2-5 Jahren sehr vielfältige Storage-Landschaften betreiben werden - teils aufgrund von Legacy, teils aus ROI-Gründen. So gilt es, in den kommenden Jahren, den Storage-Mix aus All-Flash, Disk Storage, Hyperscale Storage, Tape und Hyperconverged Systems intelligent und möglichst automatisiert zu managen.
Übergreifende und leicht integrierbare Management-Tools sowie ein möglichst breites Storage-Portfolio inkl. Managed Services für hybride Storage-Welten sind auf Seiten der Hersteller demnach gefragt. (hal)