Aktionär will Borland zerschlagen

26.07.2005
Anteilseigner Robert Coates verlangt, dass sich der Entwicklungsspezialist ganz auf Application-Lifecycle-Management (ALM) konzentriert.

Coates, ehemaliger Director des Softwarehauses, findet, dass Borland sich ganz auf Lösungen für das Application-Lifecycle-Management konzentrieren müsse, um wieder mehr Umsatz zu erzielen. Von den traditionellen Entwicklungsumgebungen sowie den Middleware-Produkten solle sich die Firma trennen und diese in separaten Unternehmen weiterführen.

Dass sich Coates gerade jetzt äußert, hängt mit Borlands aktuellen Problemen zusammen. CEO Dale Fuller hatte Anfang Juli in Folge einer Gewinnwarnung das Handtuch geworfen. Das im kalifornischen Scotts Valley angesiedelte Unternehmen warnte, der Nettoverlust werde im zweiten Quartal mit 24 bis 26 Cent je Anteil höher ausfallen als die erwartete Spanne zwischen 19 und 21 Cent. Vorübergehend steht Chief Operating Officer (COO) Scott Arnold der Firma vor. Bis Mitte August, so berichtet der Brancheninformationsdienst "Computerwire", will der ehemalige Borland-Director Coates einen detaillierten Plan für den Umbau des Softwareherstellers ausgearbeitet haben.

Borland war als Anbieter von integrierten Entwicklungswerkzeugen (Integrated Development Environments, kurz IDEs) gestartet und hatte sich durch die Übernahme von Visigenic (1998) und Togethersoft (2002) in den Markt für Middleware eingekauft beziehungsweise sein Angebot an Lösungen für das Application-Lifecycle-Management im .NET- und Java-Umfeld ausgebaut. Das ALM-Angebot vermarktet Borland als "Software Delivery Optimization".

Zu Borlands Wettbewerbern zählen vor allem IBM und Microsoft. Big Blue positioniert sich seit dem Kauf von Rational ebenfalls im ALM-Markt und bietet mit Websphere eigene Middleware. Diese Konstellation würde gegen eine Abspaltung von Borlands IDE- und Middleware-Sparte sprechen. Andererseits ist es dem Experten zufolge bisher nicht gelungen, der eigenen ALM-Strategie integrierte Produkte folgen zu lassen. Stattdessen habe er ein unübersichtliches Arsenal an Produkten angehäuft, das Experten zufolge den Vertrieb überfordere.

Coates hatte sich in den letzten Jahren immer wieder lautstark zu Wort gemeldet und das Borland-Management kritisiert. Von einer Zerschlagung würde er als Aktionär profitieren. (fn)