Nach dem One-2-One-Kauf planen die Bonner weitere Übernahmen

Aktien von T-Online und T-Mobil sollen Telekom-Kriegskasse füllen

13.08.1999
LONDON (CW) - Mit der Übernahme des britischen Mobilfunkanbieters One-2-One hat die Deutsche Telekom AG das ihr aus dem zweiten Börsengang zugeflossene Kapital aufgebraucht. Viele Experten zweifeln, daß der hohe Kaufpreis von knapp 20 Milliarden Mark gerechtfertigt ist. Jetzt sollen die Töchter T-Mobil und T-Online an die Börse gebracht werden, um eine "Währung" für weitere Aquisitionen zu schaffen.

Nachdem Branchenkenner und Finanzanalysten auf die One-2-One-Übernahme Ende vergangener Woche überwiegend skeptisch bis zurückhaltend reagiert hatten, erwartete man am Montag auf der offiziellen Pressekonferenz in London eher eine Rechtfertigungsrede. Doch der seit der gescheiterten Fusion mit Telecom Italia in die Kritik geratene Frontmann des Bonner Carriers präsentierte den Journalisten eine neue "Telekom-Story". Deren Kernaussagen lauten: One-2-One und der eigene Mobilfunkableger T-Mobil sollen zusammen mit den anderen europäischen Mobilfunkbeteiligungen als "paneuropäische Mobilfunkmarke" positioniert und ausgebaut werden. Unabhängig davon ist der Kauf der Nummer vier im britischen Mobilfunkmarkt nur ein Zwischenschritt in der Expansionsstrategie der Telekom. Die bisherigen Übernahmen seien, so Sommer, "quasi in homöopathischer Dosis erfolgt. Richtig große Schritte werden folgen." Um die dazu notwendige "Akquisitionswährung" in Form eines möglichen Aktientauschs zu bekommen, sollen die Konzerntöchter T-Mobil und T-Online an die Börse gebracht werden.

Nähere Details zum Going Public der beiden Telekom-Divi- sions ließ sich Sommer nicht entlocken. Man prüfe, zu welchem Zeitpunkt sich die größte Wertschöpfung erzielen lasse. Zudem sei man abhängig vom "Großaktionär Bund", der seine restlichen Anteile am Unternehmen ab kommendem Jahr ebenfalls verkaufen könne. Auch über die Frage eines gemeinsamen oder getrennten IPOs beider Töchter sei noch nicht endgültig entschieden.

Details zu Börsengängen noch nicht beschlossen

Doch die Zeit drängt, sollen zusätzliche strategische Deals, die der Telekom zum Standing eines Global Players verhelfen sollen, realisiert und vor allem finanziert werden. Mit den umgerechnet knapp 20 Milliarden Mark, die die Bonner für den Kauf von One-2-One auf den Tisch geblättert haben, ist das aus dem zweiten Börsengang zugeflossene Kapital bereits so gut wie aufgebraucht. Ein zu hoher Preis, wie in der Branche kommentiert wird. Die Nummer vier im britischen Mobilfunkmarkt (Jahresumsatz zuletzt rund 2,3 Milliarden Mark; 2,65 Millionen Kunden) wurde von ihren Eigentümern Cable & Wireless und Media One seit Monaten feilgeboten; andere Interessenten wie Mannesmann und France Télécom hatten jedoch frühzeitig abgewunken. Auch die nun propagierte europäische Mobilfunkmarke relativiert sich bei näherem Hinsehen: Zusammen mit ihren Mobilfunkbeteiligungen in Österreich, Tschechien, Ungarn und Polen schließen die Bonner nur mit Mühe zum Mannesmann-Konzern auf, der derzeit inklusive der kürzlich von Olivetti übernommenen Aktivitäten in Italien rund 15 Millionen Kunden im Mobilfunkgeschäft betreut.

Die Telekom dürfte deshalb weiterhin alles daransetzen, sich im US-Markt groß einzukaufen. Als Sommers Favorit gilt immer noch der Kauf oder zumindest eine Mehrheitsbeteiligung am US-Carrier Sprint. Hierzu müßte aber endlich mit dem Ex-Bündnispartner France Télécom reiner Tisch gemacht werden. Die Franzosen sind wie die Telekom bis dato mit zehn Prozent an Sprint beteiligt. Zudem sind beide zusammen mit den Amerikanern Gesellschafter des Joint-ventures Global One. Das zumindest hat, wie Sommer in London erstmals öffentlich andeutete, in dieser Form jedoch keine Zukunft mehr.