Edgesuite soll komplette Websites näher zum Surfer bringen

Akamai schaltet neuen Dienst für Content-Delivery frei

11.05.2001
MÜNCHEN (fn) - Der Internet-Dienstleister Akamai hat einen neuen Content-Delivery-Service vorgestellt, der dynamische Website-Inhalte näher zu den Surfern bringt. Bisher ließ sich die Akamai-Technik nur für einzelne, statische Elemente einer Site verwenden.

Das US-Unternehmen Akamai mit Niederlassung in Dornach bei München betreibt ein weltweites Netz aus 9700 speziellen Rechnern ("Edgeservers"), die in 650 Backbones von Internet-Service-Providern stehen. Die Systeme dienen dazu, Surfer mit Inhalten zu versorgen, wobei sie die Daten von dem ihnen nächstgelegenen Edgeserver erhalten. Site-Betreiber nutzen Akamais Content-Delivery-Services, um die Übertragung bandbreitenintensiver Web-Elemente, wie etwa Grafiken sowie Streaming-Media-Inhalte, zu optimieren.

Der neue Service Edgesuite soll nun komplette Websites über das Akamai-Netz übertragen. Content-Anbieter erstellen hierzu Metadaten im XML-Format über Inhalte, die auf den Edgeservern von Akamai gespeichert werden. Diese Informationen entscheiden darüber, wie Content behandelt wird: Entweder leitet der Server die Anfrage des Kunden an die zentrale Site des Online-Anbieters weiter oder bedient ihn direkt mit lokal gespeicherten Inhalten. Im Gegensatz zu den bestehenden Serviceangeboten Akamais, "Freeflow" und "Freeflow Streaming", bei denen der Surfer zunächst auf den zentralen Web-Server des Content-Anbieters gelangte, erfolgt bei Edgesuite bereits der "First Hit" auf einen Akamai-Server. Hierzu sind Änderungen in den DNS-Servern erforderlich. Auf diese Weise könnte laut der US-Firma ein Site-Betreiber selbst Ausfälle seines Online-Angebots kaschieren, indem den Besuchern Standardinhalte präsentiert werden, bis die Panne behoben ist.

Nach Angaben von Akamai sind bereits einige Freeflow-Kunden auf Edgesuite umgestiegen, darunter Coca-Cola, die Werbeagentur Saatchi & Saatchi sowie Federal Express. Ein hiesiger Anwender ist die Moorhuhn-Seite der Zeitschrift Chip (www.moorhuhn.chip.de).

Probleme ergeben sich durch den Einsatz von Edgesuite bei der Reichweitenmessung der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW). Diese sollen mit der für Juli angekündigten neuen Messmethode ausgeräumt sein. In der Zwischenzeit müssen sich Akamai-Kunden mit einer Zwischenlösung des Anbieters begnügen.

Für Edgesuite entwickelte Akamai die Script-Sprache "Edge Side Includes" (ESI), um dynamische Inhalte, wie sie beispielsweise bei personalisierten Websites anfallen, im Caching-Netz zu verbreiten. Personalisierte Online-Angebote beliefern Surfer mit individuellen Inhalten, die beim Aufrufen der Site erzeugt werden. Normale Caching-Systeme müssen laut Akamai passen, da sie für statischen Content ausgelegt sind. Um jedoch auch personalisierte Dienste über Content-Delivery-Netze bereitzustellen, musste ein neues Verfahren her. Mit ESI, verspricht Akamai, können Inhalte-Anbieter die Verbreitung von sowohl statischem als auch dynamischem Content verbessern. ESI wurde von Oracle und Akamai gemeinsam entwickelt. Der Datenbankspezialist will die Technik mit dem "Oracle 9i Application Server" ausliefern, der noch im Mai auf den Markt kommen soll.

Zeitgleich mit Edgesuite brachte Akamai ein Echtzeit-Analyse-Tool namens "Sitewise" heraus, das mit dem Web-Analysespezialisten Webtrends entwickelt wurde. Mit dem Werkzeug können Nutzer des Service genauere Daten über Surfer erheben. So lässt sich feststellen, wie viele Nutzer in Anzahl und Prozent bestimmte Seiten angeklickt haben beziehungsweise, an welchen Stellen sie aussteigen. Dies erlaube Rückschlüsse auf die Qualität des Online-Angebots.

Abb: Edgesuite-Service

Der neue Service soll Applikations- und Datenbank-Server entlasten, indem Teile des Inhalts einer Site im Server-Netz von Akamai vorgehalten werden. Quelle: Akamai