Lufthansa-Tochter betreibt Extranet-Service

Airplus macht EDI auch für den Mittelstand erschwinglich

09.04.1999
MÜNCHEN (CW) - Am boomenden E-Commerce-Markt bietet sich die Lufthansa-Tochter Airplus Servicekarten GmbH, Neu-Isenburg, mit bundesweiten Extranet-Dienstleistungen an. Auf ihrem Chipkarten-gesicherten Netz will sie unter anderem eine preisgünstige Version des Handelsdatenstandards Electronic Data Interchange (EDI) anbieten.

Der europäische Markt für elektronischen Geschäftsverkehr ist im kommenden Jahr, so schätzt Airplus aufgrund eigener Untersuchungen, rund 32 Milliarden Mark wert. Jedes zweite Unternehmen werde im Jahr 2000 über ein Extranet mit anderen Firmen verbunden sein. In diesem Markt will Airplus kräftig mitmischen.

Eine "Online-Plattform, über die Unternehmen ihre Geschäftsabläufe im eigenen Betrieb sowie mit Geschäftspartnern abwickeln können", nennt die Lufthansa-Tochter ihren neuen Dienst. Sie nahm das Netz pünktlich zur CeBIT in Betrieb und will es demnächst auch auf andere europäische Länder ausweiten.

Als eines der Kernprobleme beim Online-Business hat Airplus die "unzureichende Beweisbarkeit von elektronischen Geschäftstransaktionen" ausgemacht. Hier will der Dienstleister Abhilfe schaffen, indem er sich selbst als "Online-Notar" einsetzt, also auf Wunsch des Kunden alle Transaktionen mitprotokolliert und im Streitfall offenlegt.

Selbstverständlich wird jede Transaktion, die über das Airplus-Netz geschickt wird, verschlüsselt. Den Zugang zum Extranet sichert der Kartenspezialist mit Hilfe von Smartcards und "digitalen Zertifikaten". Neben der Identität des jeweiligen Mitarbeiters enthält die Karte auch ein Berechtigungsprofil. Es legt fest, zu welchen Daten der Beschäftigte Zugang hat. Das Kartenlesegerät stellt der Dienstleister bereit. Zudem übernimmt er die elektronische Karten-Verwaltung. Sobald entsprechende Nachfrage besteht, so versichert Marcus Laube, Leiter des Airplus-Bereichs Internet Program Management, wird die Lufthansa-Tochter auch den Zugang mit Hilfe biometrischer Daten ermöglichen.

Auf der Basis des Extranet bietet Airplus - in Kooperation mit Partnerunternehmen - eine Reihe von Anwendungsdiensten an. Dazu zählt die Business-Plattform "Sales Contact" der Intouch GmbH, Bad Homburg. Sie wurde vollständig in das Netz integriert und sorgt unter anderem für die Einbindung betriebswirtschaftlicher Standardapplikationen.

Der weitgehend automatischen Abwicklung von Geschäftsprozessen dient ein Service, der die Geschäftsdaten-Norm EDI mit dem Web-Standard Extensible Markup Language (XML) verbindet. "WebEDI/XML" wurde von einem Team aus Wissenschaftlern unter der Leitung des Frankfurter Hochschullehrers Peter Buxmann entwickelt. Laut Airplus ist dieser Dienst um den Faktor zehn bis 50 kostengünstiger als ein herkömmliches EDI-System, das aus Kostengründen nur von fünf Prozent der in Frage kommenden Unternehmen genutzt werde. Hier sieht Airplus den "Durchbruch für EDI im gesamten Mittelstand".

Um WebEDI/XML zu nutzen, benötigen die Kunden lediglich einen Web-Zugang, über den die Anwendungssysteme an den Extranet-Dienst angeschlossen werden. Die technische Abwicklung aller Services erfolgt über das Airplus-Rechenzentrum in Neu-Isenburg.