Agnelli-Konzern nicht mit Sozialistin als Telit-Chefin einverstanden: Fiat läßt Fusion TelettraItaltel platzen

20.11.1987

MILANO/TORINO (CWN) - Der Versuch, die beiden italienischen Telekommunikationsunternehmen Telettra und Italtel zusammenzuschließen, ist gescheitert. Der Fiat-Konzern, dessen Tochtergesellschaft Telettra ist, zog sich "mit Bedauern und Bitterkeit" aus den Verhandlungen zurück, nachdem sich die Partner nicht über das künftige Management hatten einigen können.

Zentrale Figur im Poker zwischen der Italtel-Mutter, dem staatlichen IRI-Stet (Istituto per la Ricostruzione Industriale/Institut für industriellen Wiederaufbau), und Fiat war Marisa Bellisario, Managing Director der Italtel. Nicht zuletzt, weil die ehrgeizige 47jährige Managerin der Sozialistischen Partei (PSI) nahesteht, stieß der Vorschlag, sie an die Spitze des Gemeinschaftsunternehmens zu berufen, bei dem Autokonzern auf Widerstand.

Auch im eigenen Unternehmen hatte Signora Bellisario keinen leichten Stand, denn Stet-Direktor Giuliano Graziosi, Mitglied der Democrazia Cristiana (DC), zeigte unverhohlen seine persönliche Abneigung gegen die als temperamentvoll, bisweilen aggressiv geltende Frau. Schließlich platzte auch der Kompromißvorschlag des Vier-Prozent-Partners Mediobanca, einer (noch) staatlichen Bank, daß Fiat der Italtel-Chefin einen zweiten Manager an die Seite stellen sollte; Bellisario hatte nach der "Telecom '87" in Genf öffentlich gegen diesen Plan opponiert. Sie wollte ihren Job nicht mit einem Vertreter des Juniorpartners teilen - ihre Italtel setzt fünfmal so viel um wie Fiat-Ableger Telettra.

Für den Planungschef der IRI, Miro Allione, brach eine Welt zusammen: "Die ganze Arbeit, die wir uns während der letzten vier Jahre gemacht haben, war für die Katz." Immerhin seien die Vorarbeiten so weit gediehen gewesen, daß man kurz vor dem Abschluß einer Kooperation mit einem internationalen Partner gestanden habe. Außer dem Siemens-Konzern, in dessen Lizenz Italtel Vermittlungsanlagen baut, hatte sich auch die schwedische Ericsson-Gruppe um einen Kontrakt mit den Mailändern bemüht.

Das Scheitern der Fusion hat nun den Italienern die Hoffnung genommen, die Verhandlungsposition ihrer recht bescheidenen Telekommunikationsindustrie gegenüber den mächtigen Multis zu stärken. Jetzt ist jeder wieder auf sich gestellt.