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Software im Auto

Agile Produktentwicklung in der Fertigungsindustrie

02.06.2023
Der Anteil der Software im Fahrzeug steigt – und somit auch der Druck auf Automotive-Unternehmen, Automobil- und Software-Entwicklung zusammenzubringen.
Engineering und Software-Entwicklung müssen über eine gemeinsame Plattform zusammenfinden.
Engineering und Software-Entwicklung müssen über eine gemeinsame Plattform zusammenfinden.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Die Veränderungen, welche die Automobilindustrie derzeit erfassen, sind gewaltig. Elektrifizierung, autonomes Fahren, vernetzte Autos und neue Geschäftsmodelle - die Automotive-Unternehmen müssen auf vielen verschiedenen Feldern eine Transformation durchlaufen. Hinzu kommt, dass das Produkt selbst schon eine Herausforderung darstellt. "Nach der Raumfahrt und der Luftfahrtindustrie gibt es in der Automobilbranche die höchste Produktkomplexität", stellt Martin Stirzel während eines Vortrags auf dem ServiceNow-Summit in Frankfurt fest. Stirzel ist Professor für Automotive Information Management an der Hochschule Neu-Ulm.

Ein solch umfassender Wandel hat Auswirkungen auf alle Bereiche eines Unternehmens. Besonders gefordert ist aber die Produktentwicklung. Denn all die genannten Veränderungen haben einen gemeinsamen Nenner: Software ist der entscheidende Hebel, um die Transformation umzusetzen - sei es beim Thema Connected Vehicle oder bei After-Sales-Services, die den Kunden bereitgestellt werden. "Der Anteil der Software im Fahrzeug nimmt deutlich zu", sagt Stirzel. "Wir sprechen hier in mittlerer Zukunft von Größenordnungen zwischen 30 und 50 Prozent."

Zwei sehr unterschiedliche Welten

In der Produktentwicklung treffen damit zwei Welten aufeinander. Da ist zum einen die klassische Hardware, in der die Innovationszyklen bei vier bis fünf Jahren liegen. "Das ist ungefähr der Rhythmus, in dem neue Automodelle auf den Markt kommen", so der Hochschulprofessor. Das Tempo in der Software-Welt ist dagegen deutlich schneller. Alle paar Wochen können dem Kunden durch ein Update neue Funktionen bereitgestellt werden. Doch nicht nur die Entwicklungszyklen sind unterschiedlich, sondern auch die Kulturen. Auf Hardware-Seite dominiert eher die Ingenieurs-Denke, während bei der Entwicklung von Software IT-Experten am Werk sind.

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Bei der Produktion von Fahrzeugen müssen aber beide Welten zusammenfinden. "Hard- und Software-Entwicklung müssen sich an bestimmten Key-Milestones vereinigen, sonst hat man beim Start der Produktion ein großes Problem", sagt Andreas Borchert, Geschäftsführer beim ServiceNow-Partner PlanHorizon.

Für die Produktentwicklung stellt das eine große Herausforderung dar. Durch die wachsende Bedeutung der Software kommen nun auch neue Arbeitsmethoden in die entsprechenden Abteilungen. Experten, die jahrzehntelang in Wasserfall-Projekten gearbeitet haben, müssen sich nun mit Agilität und Konzepten wie Scrum oder Safe (Scaled Agile Framework) auseinandersetzen. "Und wenn wir an neu entwickelte Services denken - zum Beispiel eine bestimmte Funktion, die ein Kunde nur mal für ein Wochenende hinzu bucht - dann sprechen wir auch bei Automobilherstellern plötzlich von DevOps", so Borchert.

Klassische und Scrum-Projekte im selben Portfolio-Management

Gleichzeitig sind aber auch die klassischen Prozesse nach wie vor relevant. Nicht alles lässt sich agil abwickeln. So wie die Hardware - also das Fahrzeug selbst - ja auch die Basis ist, auf der die neue Software-Welt aufsetzt.

Von großer Bedeutung sind zudem nach wie vor die Einzelsysteme, die in der Produktentwicklung genutzt werden - wie zum Beispiel PLM- oder CAD-Software. "Im Laufe der Zeit ist bei den Automotive-Unternehmen eine Vielzahl solcher Systeme entstanden, die entscheidende Funktionen zum Produktentwicklungsprozess beisteuern und somit unverzichtbar sind", erklärt Borchert. Doch sie erhöhen auch die Komplexität. Denn die vielen Schnittstellen zu managen, ist teuer und aufwändig.

Ein Konzept, das ursprünglich aus dem IT-Bereich bekannt ist, könnte die Lösung für das Zusammenführen dieser unterschiedlichen Herausforderungen sein. Sowohl Stirzel als auch Borchert sehen in einer übergreifenden Plattform die Möglichkeit, die unterschiedlichen Arbeitsmethoden zu unterstützen und die Altsysteme anzubinden. Ihrer Meinung nach bietet etwa die Now Platform von ServiceNow mit ihrem Modul Strategic Portolio Management die dafür nötigen Voraussetzungen. Sie stelle die Funktionen bereit, um klassisch geplante Aufgaben ebenso abzuwickeln wie Projektphasen, die auf Scrum basieren - und dies im selben Portfolio-Management darzustellen. Dazu zähle auch ein Safe-Board, um alle Scrum-Teams zu organisieren, die an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.

Engineering will agiler als die IT werden

Durch den Low-Code-Ansatz biete die Technologie auch die Möglichkeit, alle Altsysteme auf die Plattform zu heben, um Schnittstellen zu eliminieren und die Zusammenarbeit zu verbessern.

Früher habe man solche Lösungen nur unter dem Aspekt IT-Service-Management betrachtet, so Borchert. "Aber ein Modul wie das für das Strategic Portfolio Management hat mittlerweile einen Reifegrad erreicht, der es erlaubt, all die Aspekte abzubilden, die im New Product Development wichtig sind."

Der Bedarf nach dem Einsatz solcher Plattform wird künftig wohl noch wachsen. "Früher wurde über Begriffe wie Scrum in der Produktentwicklung nicht gesprochen", berichtet Borchert. "Aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass die dortigen Mitarbeiter die IT in Sachen Agilität noch überholen wollen."

Und Hochschulprofessor Stirzel betont, dass entsprechende Lösungen nicht nur für die Automobilindustrie, sondern für die Fertigungsbranche insgesamt relevant werden. Denn auch dort gewinnt Software an Bedeutung und zwingt die Produktentwickler zum agilen Handeln.

Wie eine zentrale Service-Management-Plattform als koordinierende Instanz zwischen allen Unternehmensprozessen eingesetzt werden kann, erfahren Sie hier.