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Neue Unterseekabel

Afrika bekommt Anschluss ans globale Dorf

28.08.2009
Afrika treibt seinen digitalen Anschluss an die weltweite Vernetzung voran. Weniger als 300 Tage vor der Fußball-WM am Kap sprechen Branchenbeobachter von einer bevorstehenden Internet-Revolution.

Alle Hoffnung steckt in insgesamt vier 17.000 Kilometer langen Glasfaser-Kabeln. Sie sollen an Afrikas Ostküste unter anderem Kenia, Tansania, Mosambik und Südafrika mit dem Rest der Welt verknüpfen - und potenziell 250 Millionen Afrikanern Internet-Zugang ermöglichen. Schulen sollen neue Wege des Lernens, pfiffigen Unternehmern neue Distributionsmöglichkeiten eröffnet werden. Erwartet werden innovative Lösungen für afrikanische Probleme, wie es sie schon bei der "Handy-Revolution" auf dem Kontinent gab.

Während sich in Deutschland gerade Smartphones mit Internetzugang etablieren, empfangen viele Südafrikaner ihre E-Mails schon lange via Satellit auf dem Allround-Handy. Dies konnte sich bisher aber nicht jeder leisten und die Verbindung ist langsam, und vom analogen Internet konnten die Bewohner dieses Teils Afrikas bisher nur träumen. Experten glauben, dass durch ein billigeres und schnelleres Internetnetz in Afrika nun ein komplett neuer Markt entstehen wird. Eine gerade veröffentlichte Weltbank-Studie sieht das schnelle Netz als Schlüssel fürs Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern.

Das erste von der Weltbank sowie 25 Netzwerk-Betreibern finanzierte Glasfaserkabel wurde im Juli in der kenianischen Hafenstadt Mombasa angeschlossen. Zeitgleich wurde auch im tansanischen Daressalam und im südafrikanischen Mtunzini das Konkurrenz-Kabel der Firma Seacom installiert. 1,28 Terabyte pro Sekunde - schnell genug um hochdigitalisierte Videos hochzuladen.

Wie gut das Geschäft mit der Kommunikation in Afrika läuft, zeigt der Handymarkt. Trotz Finanzkrise herrscht beim Ausbau von Telekom-Dienstleistungen auf dem Kontinent regelrechte Goldgräberstimmung. Auch im Internetbereich wird diese rasante Entwicklung erwartet. Bisher sind die Preise der Anbieter für den Privatkunden aber noch nicht gesunken - unklar ist, wann sich die Hoffnungen der Verbraucher auf billigere Angebote erfüllen werden. Doch Experten schätzen, dass das neue Kabel schon jetzt den Wettbewerb im bisher monopolartigen Markt entfacht hat.

Der Kontinent verzeichnet heute schon die weltweit höchsten Mobiltelefon-Wachstumsraten - nach Schätzungen hat jeder zweite Afrikaner eins. Die Betreiber locken mit maßgeschneiderten Funktionen wie etwa dem "Mobile Banking": Per SMS bezahlen, Geld transferieren oder in Geschäften Geld abheben. Handys werden quasi als elektronische Geldbörsen benutzt, weil die Mehrheit der armen Bevölkerung weder ein Bankkonto hat noch Onlinebanking nutzen kann. Nokia hat gerade mit "Money" einen Service für solch einfache Finanzdienstleistungen vorgestellt.

Kenianische Bauern überprüfen per Handy Marktpreise, Ärzte am Kap unterstützen via Telefon Pflegepersonal in ländlichen Gebieten. In Ghana stützten die Kandidaten bei der diesjährigen Präsidentenwahl den Wahlkampf auf die Handy-Telefonie.

Selbst die FIFA folgt dem Trend und will zur Fußball-WM 2010 die Spiele aufs Handy übertragen. Am Kap haben Straßenhändler sogar einen eigenen Call-Center Markt entwickelt. Etwa 70 Euro kostet sie das batteriebetriebene Telefon-Set mit Übertragung via Satellit. Mit Guthaben geladen, können diese auch Kunden mit kleinem Geldbeutel Kommunikation ermöglichen.

Softwarehersteller Microsoft hat zudem für Billig-Handys eine neue Internetanwendung angekündigt. Die 150 KByte umfassende Software "OneApp" soll am Kap zum Jahresende auf den Markt kommen. (dpa/tc)