Olivetti-Ausbildungszentrum Daten- und Textverarbeitung:

Äppelwoi und Flip-Charts

19.01.1979

FRANKFURT - Wer künftig bei Olivetti in Frankfurt-Niederrads Betonwüste einen Kurs in Basic-Programmierung, Textverarbeitung oder auch nur "Einführung in die EDV" belegt, braucht deswegen auf ein "kühles Blondes" nicht zu verzichten. Seit einigen Wochen ist dem hochmodernen Olivetti-Gästehaus (130 Einzelzimmer), das bereits seit längerem über eine eigene Cafeteria verfügt, auch eine rustikale Gaststätte angegliedert: Wer "Äppelwoi" mag - bitte schön, doch Altbier gibt's auch.

Seit vielen Jahren ist das Olivetti-Ausbildungszentrum für Daten- und Textverarbeitung ein Mekka für Anwender aus allen Branchen und Betrieben. Sie lernen und leben in funktional optimaler Abstimmung: Rund fünfzig Kurse pro Jahr, Durchschnittsdauer eine Woche, kaum mehr als zehn Teilnehmer pro Kurs. Die Zahl der Teilnehmer wird bewußt niedrig gehalten, "weil andernfalls", so Harald Aßfalg, Instruktor und stellvertretender Leiter des Ausbildungszentrums, "der Lernerfolg des einzelnen nicht mehr unseren Zielen entsprechen werde".

Neben Kursen in Textverarbeitung, die rund fünfzig Prozent des gesamten Schulungsangebotes ausmachen, stoßen bei den Olivetti-Anwendern vor allem Kurse über Programmierung (Basic, Assembler, PL/1) auf Interesse. Aber nicht nur für Selbstprogrammierer, auch für Anwender von Standard-Softwareprodukten bietet das Ausbildungszentrum spezielle Kurse an.

PU und "kühle Blonde"

"Wir legen Wert darauf, daß ein Olivetti-Benutzer mit seinem Werkzeug auch wirklich selbständig umgehen kann, sagt Aßfalg. Aus diesem Grunde kann jeder Anwender in Frankfurt-Niederrad - neben dem kühlen Blonden, das jedoch erst nach 17 Uhr - mit einem aus mehreren Stufen bestehenden Servicepaket rechnen. Bereits vor der Anreise nach Frankfurt bekommt der Teilnehmer - je nach Kursart - eine "Programmierte Unterweisung" (PU) zugestellt, damit er sich in aller Ruhe auf die Thematik vorbereiten kann. Die PU's werden in der Regel zwei bis drei Wochen: vor Kursbeginn versandt.

Der eigentliche Unterricht besteht aus einem Mix aus Wissensvermittlung - mit Hilfe aller bekannten und modernen Medien -, praktischen Beispielen, Übungen und Wiederholungen. Die eigentliche, "Wissensvermittlung" - in den ersten Stunden am Vormittag, wenn die Teilnehmer den besten Lerneffekt erzielen - beginnt normalerweise nach einem kurzen Repetitorium: Das am Vortage erworbene Wissen wird noch einmal in Erinnerung gerufen. Anschließend werden die Teilnehmer mit dem Basiswissen eines neuen Lernabschnittes "berieselt": Wandtafeln, Overhead-Projektoren, Flip-Charts, Video-Aufzeichnungs- und -Wiedergabegeräte unterstützen - je nach K - die Ausführungen des Instruktors.

Alle Teilnehmer arbeiten in kleinen Team zu zwei, in Ausnahmefällen auch zu drei Personen. "Wir schreiben keine, Klausuren und führen keine Tests durch", sagt Harald Aßfalg, "denn wir wollen unseren Teilnehmern - in der Regel gestandene Praktiker - helfen und ihnen jede Prüfungsangst nehmen". Im Anschluß an die "Wissensvermittlung" folgt ein Abschnitt, in dem das gerade erworbene Wissen anhand praktischer

Beispiele vertieft wird. Mit Hilfe von "Lehrbriefen" und "Lernprogrammen", in Frankfurt selber entwickelt, werden die Teilnehmer Schritt für Schritt auf die Praxis vorbereitet.

Schulung für ausgelaufene Modelle

"Wie ein roter Faden", erläutert Aßfalg das Olivetti-Ausbildungssystem, "geht das Prinzip Wissensvermittlung", gepaart mit 'praktischer Übung' durch alle unsere Kurse." Von besonderem Vorteil dabei ist, daß die praktischen Übungen - wie vorher auch die Wissensvermittlung - direkt an den. EDV- und Textsystemen erfolgen. So sind im Olivetti-Ausbildungszentrum im Jahre 1978 nicht weniger als 25 Systeme A5/A6, 15 TES 501, 4 A7, 10 P 6060 und je ein System DE 700 und TC 800 für die praktische Nutzung eingerichtet.

Außerdem ist der Instruktor besonders stolz darauf, daß in seinem Ausbildungszentrum auch Kurse für bereits ausgelaufene Systeme durchgeführt werden: "Wer ein Olivetti-System installiert hat, kann auch davon ausgehen, daß, solange das System einsatzfähig ist, auch ein Schulungsangebot bereitsteht."

Feed-back für Ausbildungs-Management

"Sie können uns helfen, die Kurse Ihren Wünschen noch besser anzupassen" heißt es in der Einleitung zum "Kursabschlußbogen", der als "Feed-back" für das Ausbildungs-Management gedacht ist: "Kreuzen Sie in der Skala den Wert an, den Sie für richtig halten; 100 Punkte heißt ja, von und ganz, 0 Punkte heißt nein, überhaupt nicht." So werden insgesamt elf Kriterien vom Teilnehmer bewertet, und zwar:

- Darstellung des Lehrstoffes

- Möglichkeit zur praktischen Übung

- Dauer im Verhältnis zum behandelten Stoff

- Dokumentation des Lehrstoffes

- Verpflegung in der Cafeteria

- Atmosphäre des Kursraumes

- Möglichkeit zu weiteren Fragen

- Anzahl der Maschinen

- Informationsgehalt des Kurses

- Organisation des Kurses

- Unterbringung

In der Regel schwanken die durchschnittlichen Bewertungspunkte zwischen 90 und 100. Diese Daten werden regelmäßig ausgewertet und verdichtet und ergeben dann eine "Kursabschlußbogen-Statistik", die wiederum als Grundlage für die regelmäßig - zumindest einmal im Jahr - durchgeführten zwischen der Ausbildungsleitung und den Instruktoren) dient.

*Walter Lönnerker ist freier EDV-Fachjournalist.