Ältere Mitarbeiter brauchen neue Aufgaben

02.05.2006
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Stephan Pfisterer, Arbeitsmarktexperte beim Branchenverband Bitkom in Berlin, sieht das Verjüngungsproblem nicht nur in der IT-Welt, sondern auch in anderen Branchen. Diejenigen Profis, die von Anfang an auf höchster Programmierebene entwickeln, seien oft in der Tat früher ausgepowert als ihre Kollegen in der Kundenbetreuung. Pfisterer: "In der Forschung und Entwicklung über Jahre hinweg Topleistungen zu bringen, das schaffen nur sehr kreative Leute."

Finanzielle Abstriche für Ältere?

Stephan Pfisterer, Bitkom: "Ältere Kollegen können das Produkt beim Kunden glaubwürdiger vertreten als jüngere."
Stephan Pfisterer, Bitkom: "Ältere Kollegen können das Produkt beim Kunden glaubwürdiger vertreten als jüngere."
Foto: Stephan Pfisterer

Diese Unterscheidung erkennen seiner Meinung nach auch die Unternehmen zunehmend. Dementsprechend würden sie versuchen, erfahrene Mitarbeiter mit Kunden- und Führungsqualitäten zu halten. Der Bitkom-Vertreter: "Ältere IT-Profis können die Produkte beim Kunden glaubwürdiger vertreten als viele ihrer jungen Kollegen." Andererseits würden sich für "DV-Oldies" im Unternehmen selbst neue Möglichkeiten bieten. Sie könnten ihr Wissen beispielsweise als Teamleiter, Coach oder Mentor weitergeben. Pfisterer: "Je nach veränderter Funktion wäre es möglicherweise angebracht, die finanziellen Anforderungen zu überdenken." Von gehaltlichen Abstrichen profitieren seiner Ansicht nach alle: die Unternehmen, weil sie Kosten sparen und interne Kompetenz behalten, die arbeitswilligen älteren Computerfachleute, weil sie länger im Unternehmen bleiben. Pfisterer ist überzeugt, dass viele IT-Profis ab einem gewissen Alter nicht mehr unbedingt im harten Technologiebereich, sondern lieber im Management oder Coaching tätig sein möchten.

Softlab: Jobmodell zeigt Alternativen auf

Zu den Unternehmen, in denen Personalentwicklung schon immer eine große Rolle gespielt hat, gehört das Münchner IT-Dienstleistungsunternehmen Softlab. "Mitarbeiter transportieren das Image unseres Unternehmens", erklärt Michael Schraft, Bereichsleiter Human Resources und Mitglied der Geschäftsleitung. Nach seiner Meinung führt das Älterwerden der Beschäftigten zu keinen großen Problemen, wenn deren Fähigkeiten und Potenzialen während des gesamten Arbeitslebens Rechnung getragen wird. Softlab hat dafür im vergangenen Jahr ein so genanntes Jobmodell installiert: Jeder Mitarbeiter hat bestimmte berufliche Entwicklungsziele, die er im Laufe der Jahre erreichen möchte. Alle Einstellungen, Versetzungen und Beförderungen finden auf Basis dieses Modells statt. Schraft: "Darum sind unseren Kollegen berufliche Alternativszenarien nicht fremd - was für Leute über 45 Jahre von großem Vorteil ist."