Gesamtbetriebsrat kritisiert Überlebenskonzept:

AEG-Sanierung auf wackeligen Füßen

18.06.1982

FRANKFURT/BONN (hh) - Besorgt zeigte sich Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski vom Bundeskanzleramt über die Situation bei der AEG-Telefunken AG anläßlich eines Gespräches mit Arbeitnehmervertretern in Bonn. Die Frankfurter Lobbyisten begründeten in Bonn ihre ablehnende Haltung gegenüber dem AEG-Sanierungskonzept.

Der Gesamtbetriebsrat der AEG habe sich am vergangenen Wochenende kritisch über das vorgelegte Sanierungskonzept "AEG 1983" geäußert, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Abgelehnt werde insbesondere die Aufteilung des Konzerns in eine AEG-Technik AG und eine AEG-Konsum AG mit einer Beteiligung der General Electric an der Technik AG. Da sich die Produktpaletten zum größten Teil deckten, sei mit einem Verlust von Arbeitsplätzen zu rechnen. Im Hausgerätebereich sehe das Konzept eine Beteiligung unter Mitwirkung von Bund und Ländern vor schreibt die Süddeutsche. Der Betriebsrat wolle aber seine Bedenken nicht als Mißtrauensvotum gegenüber dem Vorstand verstanden wissen. An der Sanierungsfähigkeit des Unternehmens gebe es keinen Zweifel.

Wischnewski erklärte, daß sich die Bundesregierung nicht in der Lage sähe, derzeit über eine Hilfe des Bundes zu entscheiden. Die Minister Otto Graf Lambsdorff (Wirtschaft) und Manfred Lahnstein (Finanzen) seien zudem der Auffassung, daß bisher noch kein klares Konzept zur Sanierung vorgelegt sei, meldet die bayrische Tageszeitung.

Gleichzeitig wurde bekannt, daß das Land Baden-Württemberg von dem Elektrokonzern die Rückzahlung von 3,5 Millionen Mark Zuschüssen und Zinsvergünstigungen fordere, da eine Arbeitsplatzgarantie nicht eingehalten worden sei. Die Produktion bei der Tübinger Tochter soll 1983 eingestellt werden. Dort sind 1000 Mitarbeiter beschäftigt.