Systemsoftware-Anbieter orientiert sich an der Marktrealität:

ADR erweist DB2-Kunden seine Referenz

01.04.1988

BERLlN (qua) - An der Marktpräsenz von Big Blue kommen auch die unabhängigen Softwarehäuser nicht vorbei: Die Applied Data Research Corp. (ADR), Princeton/New Jersey, gab jetzt in Berlin eine DB2-Version ihres Anwendungsentwicklungssystems Ideal frei - wenngleich keiner der ADR-Manager eine Lanze für das IBM-Datenbankprodukt brechen mochte.

Wer den Argumenten der ADR-Vertreter folgt, muß den Eindruck gewinnen, daß DB2 eigentlich erst durch Ideal vernünftig einsetzbar werde. "Was nutzt ein Datenbank-Management-System ohne ein gescheites Anwendungsentwicklungssystem?" formulierte Hans Jacobs, Marketing-Director in der Europa-Zentrale mit Sitz in Neuss. Das IBM-Produkt CSP sei für die Entwicklung umfangreicher Software-Systeme ungeeignet. Der ADR-Manager: "Damit kann man kleinere Programme schreiben, aber ich kenne niemanden, der mit CSP eine große Anwendung entwickelt hat."

Angesichts des ADR-eigenen Datenbankprodukts Datacom/DB ist die Frage angebracht, ob das Softwarehaus sich mit der DB2-Schnittstelle für Ideal nicht selbst Konkurrenz mache. Dazu William Clifford, Executive Vice President und Chief Operating Officer bei ADR: "Es gibt immer Kunden, die schlicht und einfach der IBM die Treue halten." Solche Anwender, ergänzt Jacobs, könnten ohnehin nicht für Datacom gewonnen werden.

Wie Clifford erläuterte, unterstützt Ideal alle SQL-Funktionen für DB2; zusätzlich biete das Entwicklungssystem dem Anwender die Möglichkeit, ohne Programmänderung von dynamischer auf statische SQL überzuwechseln. Die Verwendung der Ideal-eigenen Datenmanipulationssprache sei ebenfalls möglich, wobei der gleiche Objectcode generiert und identische Ergebnisse von DB2 erzielt würden. Für die Entwicklung transaktionsorientierter Programme stehe eine CICS-Schnittstelle zur Verfügung. Das Produkt ist ab sofort verfügbar; die Einmallizenz kostet für MVS rund 375 000 Mark und für MVS/XA 412 000 Mark.