Zusammenschluß mit Ameritech soll Ausschlag gegeben haben:

ADR Chef überraschend ausgeschieden

13.12.1985

NEUSS (ru) - Ein nur kurzes Gastspiel hat Wolfgang Pierskalla bei der ADR Deutschland GmbH gegeben: Nach gut siebenmonatiger Tätigkeit ist der Vorsitzende der Geschäftsführung der deutschen ADR-Tochter in Neuss jetzt aus dem Unternehmen ausgeschieden.

Laut ADR habe Pierskalla seinen Abschied eingereicht, weil er aus "persönlichen Gründen" den Zusammenschluß zwischen dem Softwarehaus und der Telefongesellschaft Ameritech "nicht sehr begrüßte". Insider hingegen wollen wissen, daß Pierskalla von seinem Arbeitgeber schlicht geschaßt worden sei. Auffallend zumindest ist: Kurz nach Bekanntwerden der Fusion zwischen ADR und der einstigen AT&T-Tochter (CW Nr. 48) hatte sich Pierskalla gegenüber der COMPUTERWOCHE noch positiv über den Zusammenschluß geäußert.

Angetreten hatte der 40 Jahre alte Hardwarefachmann seine Arbeit bei ADR am 1. April dieses Jahres. Er zeichnete neben der deutschen GmbH gleichzeitig für die Ländergesellschaften, Schweiz und Österreich verantwortlich. Der frühere IBMer stand vor seinem ADR-Engagement acht Jahre bei der Memorex-Tochter Burroughs auf der Payroll, zuletzt als Executive Director für internationales Finanzwesen.

Probleme sehen Analysten nicht nur bei der finanziell angekratzten ADR in den USA. Die deutsche Tochter des drittgrößten US-Softwarehauses habe im hiesigen Raum nie eine bedeutende Rolle gespielt. Eindeutige Schwächen des Unternehmens seien immer schon das Marketing und der Verkauf gewesen. Da bei ADR viele Produkte nicht selber entwickelt wurden, urteilt ein Branchenkenner, fehle offensichtlich die Identifikation mit der eigenen Arbeit.

Nach dem Zusammenschluß von ADR und Ameritech bleibt einiges offen. Urteilt ein Insider: "Die Kunden werden sich die Frage stellen, ob man sich künftig auf die strategische Software einer Gesellschaft einlassen soll, deren Hauptumsatzträger das Telefongeschäft ist."