ADPS mit C++ und Objecstore auf Vordermann gebracht IBM-Labor Wien entwickelte ein OS/2-basiertes Workflow-System

04.02.1994

MUENCHEN (qua) - Eine unter OS/2 lauffaehige Integrationsplattform fuer das Workflow-Management stellte die IBM GmbH, Stuttgart, jetzt der Oeffentlichkeit vor: "Flowmark" ist derzeit bei zwoelf Pilotanwendern im Einsatz und wird voraussichtlich zur CeBIT '94 generell verfuegbar sein.

Das in C++ realisierte Workflow-Management-System dient, so verspricht der Anbieter, der Optimierung von Geschaeftsprozessen und Arbeitsschritten. Dazu empfehle es sich allerdings, ein Re- Engineering der Geschaeftsablaeufe "vorzuschalten". Folglich duerfte die Software kaum ohne Beratungsleistung verkauft werden.

Mit Flowmark lassen sich zum einen "Work Lists" fuer Mitarbeiter oder Funktionen des Unternehmens erstellen und zum anderen Ablaeufe definieren. Letztere fuegen sich zu Online-Prozessmodellen zusammen, die mit einem integrierten Designwerkzeug als Taetigkeitsnetz dargestellt und durch das von Object Design entwickelte Datenbanksystem Objektstore verwaltet werden.

Trennung der Anwendung von der Steuerungslogik

Um Engpaesse, Wiederholungen sowie ungenutzte Ressourcen in den Betriebsablaeufen rechtzeitig aufzuspueren, sollten die Flowmark- Anwender ihre Prozessmodelle vor deren Einfuehrung einer kritischen Pruefung unterziehen. Veranschaulichen lassen sie sich mit der Animationskomponente "Andes".

Die Programme innerhalb des Prozessflusses muessen nicht unbedingt in der OS/2-Welt angesiedelt sein, sondern koennen auch aus einem MVS-System uebernommen werden, so dass sich auch alte Mainframe- Anwendungen in das Workflow-Management integrieren lassen. Der Zugriff von OS/2 auf MVS erfolgt dabei ueber die Application Support Facility (ASF), Version 3.1, oder ueber CICS.

Die dem Produkt zugrundeliegende Idee besteht darin, die Anwendungen von der Steuerungslogik zu trennen. Fuer das Andocken der "kontextfreien" Applikationen an die Integrationsplattform Flowmark stellt IBM einen "Stecker" zur Verfuegung: drei Programmier-Schnittstellen ("get structure", "get data" und "put data"), gegen die der Anwender Uebergabeprotokolle fuer Standardprogramme und selbsterstellte Anwendungen schreiben kann.

Flowmark entstand im IBM-Labor Wien, das bereits das Application Development Process Model (ADPS) hervorgebracht hatte. Urspruenglich nur fuer den Software-Entwicklungsprozess konzipiert, wurde ADPS unter dem Projektnamen "Fidelio" fuer die allgemeine Ablaufsteuerung weiterentwickelt und auf OS/2 in C++ neu implementiert.

Peter Kirn, Softwarechef im Marketing der Stuttgarter IBM- Zentrale, legt das neue Produkt vor allem den Value-added- Anbietern ans Herz. Sie sollen Flowmark in ihre eigenen Anwendungen integrieren und dem Markt als Bestandteil einer Komplettloesung anbieten.

Die Nutzungsgebuehr fuer eine Basisversion (je eine Server- Build- Client- und Run-Client-Lizenz) betraegt 24 500 Mark. Jeder zusaetzliche Client schlaegt als Entwicklerausfuehrung mit 1633 Mark, als Runtime-Lizenz mit 408 Mark zu Buche.

Darueber hinaus bemueht sich die IBM, Mitbewerber und Third-party- Hersteller fuer eine "Workflow-Koalition" zu gewinnen, die gemeinsame Standards erarbeiten soll. AT&T, Cap Gemini, EDS, Bull, ICL, Lotus, SNI und Wang sind diesem Zusammenschluss schon beigetreten. Zumindest drei von diesen Anbietern, naemlich Bull, SNI und Wang, haben bereits Softwareprodukte aus den Bereichen Office-Automation und Dokumentenverwaltung im Angebot.