Für 20 Milliarden Dollar

Adobe kauft Design-Softwarefirma Figma

16.09.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Um sich im Collaboration-Bereich zu verstärken, will Adobe den Konkurrenten Figma für rund 20 Milliarden Dollar in bar und in Aktien übernehmen. An der Börse sorgte der teuerste Zukauf der Firmengeschichte für einen drastischen Kurseinbruch.
Nothing great is made alone: Der Claim von Figma fand wohl auch bei Adobe Anklang.
Nothing great is made alone: Der Claim von Figma fand wohl auch bei Adobe Anklang.
Foto: T. Schneider - shutterstock.com

Figma entwickelt Cloud-basierte Design-Software, die es Teams ermöglicht, in Echtzeit zusammenzuarbeiten. Vor zehn Jahren mit dem Ziel gegründet, die Lücke zwischen Vorstellung und Realität zu schließen, hat sich die kollaborative Designplattform in den letzten Jahren für viele Unternehmen zu einem wichtigen Faktor entwickelt. Zu den Kunden, die die gleichnamige Design-Plattform oder die 2021 abgeleitete Whiteboarding-Lösung FigJam nutzen, zählen nach eigenen Angaben große Tech-Unternehmen wie Airbnb, Google, Spotify, Netflix und Twitter. Und bei Microsoft verlassen sich Tausende von Designern und Entwicklern jeden Tag auf Figma, was laut CNBC dazu führte, dass die Company ihre langjährige enge Beziehung mit Adobe, das in diesem Bereich mit dem Design-Tool XD aktiv ist, in Frage stellte.

Mit der nun bekanntgegebenen Übernahme dürfte zumindest dieses Problem gelöst sein. "Gemeinsam werden Adobe und Figma die Zukunft der Kreativität und Produktivität neu gestalten, die Kreativität im Web beschleunigen, das Produktdesign vorantreiben und globale Gemeinschaften von Kreativen, Designern und Entwicklern inspirieren", gab Adobe bekannt.

Figma soll unabhängig bleiben

Dabei ist geplant, dass Figma als unabhängiges Unternehmen unter der Leitung von Mitbegründer und CEO Dylan Field weitergeführt wird. Adobe will jedoch nach eigenen Angaben einige der Funktionen seiner anderen Produkte, wie z. B. Illustration, Fotografie und Videotechnologie, in die Figma-Plattform integrieren. Adobe vertreibt eine Reihe von Softwarediensten für Foto- und Videoprofis, wie Photoshop, Illustrator, Premiere Pro und mehr.

"Adobes Größe beruht auf unserer Fähigkeit, neue Kategorien zu schaffen und Spitzentechnologien durch organische Innovation und anorganische Akquisitionen anzubieten", sagte Adobe-CEO Shantanu Narayen. "Die Kombination von Adobe und Figma ist transformativ und wird unsere Vision für kollaborative Kreativität beschleunigen."

Börse bestraft den teuren Zukauf

Ergibt der Zukauf strategisch für Adobe Sinn, sieht es auf der finanziellen Seite eher mau aus. So wurde Figma in der letzten Finanzierungsrunde 2021 mit "nur" zehn Milliarden Dollar bewertet. Auch die für dieses Jahr erwarteten Umsätze von etwas über 400 Millionen Dollar - doppelt so viel wie im Vorjahr - und eine Bruttomarge von etwa 90 Prozent stehen aus Sicht vieler Analysten in keinem Verhältnis zum Kaufpreis.

Als Konsequenz sank der Adobe-Kurs nach Bekanntgabe des Kaufs um 17 Prozent auf etwa 303 Dollar je Aktie - meilenweit vom Rekordkurs von über 700 Dollar im November 2021.