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Problem "kritisches Publikum"

AdButterfly: Blogger wählen Online-Werbung selber

18.12.2007
Von pte pte
Mit einem ungewöhnlichen Geschäftsmodell will ein japanisches Startup Bloggern mehr Kontrolle über ihre Werbeeinschaltungen verschaffen.

Ähnlich wie Googles AdSense oder Amazons Partnerprogramm will der Online-Werbeservice AdButterfly des japanischen Technologieinvestors Joichi Ito die Werber direkt in Kontakt mit den Bloggern bringen. Anders als die großen Vorbilder lässt AdButterfly die Blogger aber selbst entscheiden, welche Werbung sie auf ihren Seiten laufen lassen und erlaubt es ihnen sogar, die Werbeeinschaltungen zu kommentieren, berichtet die BusinessWeek. "Jeder Betreiber einer Website - egal ob privater Blogger oder professionelle News-Seite - möchte gern eine gewisse Kontrolle über die geschalteten Anzeigen haben", kommentiert Thomas Huhn, Geschäftsführer bei Solution Media und Betreiber des OpenID Blog Germany, auf Anfrage von pressetext. Derzeit seien etwa Einzelbuchungen mit voller Kontrolle erst ab Größenordnungen üblich, die Blogs im Normalfall nicht erreichen würden. "Einzelne deutsche Blogs sind bis auf wenige Ausnahmen zu klein, um eine kritische Masse an Zielpublikum aufweisen zu können, die sie für professionelle Werbeeinschaltungen interessant machen würde", so Huhn.

Weltweit steigt der Einfluss von Blogs, Wikis und Social-Networking-Sites, und die großen Markenfirmen passen ihre Werbebudgets entsprechend an. Laut dem US-Marktforscher eMarketer sollen die mit Nutzer-generiertem Content erzielten Werbeumsätze sich bis 2011 auf 8,2 Milliarden Dollar mehr als verachtfachen. In Japan kann AdButterfly-Betreiber CGM-Marketing, der den Service im November nach einem dreimonatigen Testlauf gestartet hat, auf eine Blogger-Community von einigen Millionen Schreibern zählen. Ito konnte die Top-Werbefirmen Dentsu und Asatsu-DK für eine Beteiligung an CGM begeistern. Darüber hinaus haben sich Konzerne wie Toshiba oder BMW an den AdButterfly-Tests beteiligt. Dennoch lässt das Interesse der Blogger noch zu wünschen übrig. Gerade 2.000 beteiligen sich derzeit an dem Service. Im nächsten Frühjahr sollen es laut Ito bereits 10.000 sein.

Schon regen sich erste Zweifel, was den Hype um die Online-Werbung in Blogs angeht. So verfügen Blogs bei Weitem nicht über die Reichweite von herkömmlichen Massenmedien. Experten raten den Konzernen, sich vermehrt direkt an die Verbraucher zu wenden, um Feedback für Produktverbesserungen und Innovationen zu erhalten, statt viel Geld für Werbung auszugeben. "Ich fürchte, dass viele Unternehmen vielversprechendere Wege versäumen werden, sich bei ihren vielfältigen Communities zu engagieren", warnt Walter Carl, Professor an der Bostoner Northeastern University in der "BusinessWeek". "Außerdem verfügen Blogs über ein überdurchschnittlich werbekritisches Publikum, was generell keine guten Response-Raten erwarten lässt", ergänzt Medienexperte Huhn abschließend gegenüber pressetext. (pte)