200. Geburtstag

Ada Lovelace: Visionärin mit mathematischem Weitblick

09.12.2015
Die Computer-Branche gilt als Männer-Domäne. Doch das erste Computerprogramm der Welt entstammt der Feder einer Frau. Ada Lovelace, vor 200 Jahren geboren, gilt heute als Visionärin.

Gut hundert Jahre vor der Erfindung der ersten programmierbaren Rechenmaschine der Welt durch den deutschen Ingenieur Konrad Zuse entwickelte die junge Britin Ada Augusta Lovelace das erste Maschinenprogramm. Die begeisterte Naturwissenschaftlerin war damit ihrer Zeit weit voraus. In der kommenden Woche jährt sich der Geburtstag der 1815 als Augusta Ada Byron in London geborenen Mathematikerin zum 200. Mal (siehe auch die Hall of Fame der wichtigsten IT-Persönlichkeiten).

Tochter von Lord Byron

Die britische Mathematikerin Ada Lovelace, Tochter des einflussreichen Spätromantikers Lord Byron, schrieb für den nie fertiggestellten mechanischen Computer "Analytical Engine" das erste Programm.
Die britische Mathematikerin Ada Lovelace, Tochter des einflussreichen Spätromantikers Lord Byron, schrieb für den nie fertiggestellten mechanischen Computer "Analytical Engine" das erste Programm.

Zur Welt kam Lovelace am 10. Dezember 1815 als Tochter von Anne Isabella Noel-Byron und dem englischen Dichter George Gordon Byron, der als Lord Byron bekannt wurde. Kurz nach ihrer Geburt trennten sich die Eltern, ihren Vater lernte Lovelace nie kennen. Allerdings sei es dem damals berühmten Vater zu verdanken gewesen, dass sie schon in jungen Jahren als "eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der romantischen Epoche" galt, schreibt die Biografin Dorothy Stein. Adas Mutter war selbst eine Hobby-Mathematikerin, die viel Interesse an Naturwissenschaften aufbrachte und auch ihrer Tochter eine entsprechende Ausbildung ermöglichte - in privatem Rahmen, versteht sich.

Mit 17 Kontakt zu Charles Babbage

Zu einer Zeit, da Frauen nicht einmal der Zutritt zu wissenschaftlichen Bibliotheken gestattet war, pflegte Lovelace intensive Kontakte mit führenden Gelehrten. So lernte sie in den Salons Londons namhafte Wissenschaftler kennen. Im Alter von 17 Jahren kam sie auch mit Charles Babbage in Kontakt. Der Philosoph, Astronom und Mathematiker hatte als Mitglied der Royal Society und Mathematik-Professor an der University of Cambridge damals eine prestigeträchtige Position inne. In den folgenden Jahren arbeitete sie mit ihm intensiv zusammen - was ihren späteren Ruhm begründete.

1833 nahm Babbage die Entwicklung seiner berühmten "Analytical Engine" auf. Er tüftelte an einem mechanischen Verfahren, um sogenannte Bernoulli-Zahlen zu berechnen, die für trigonometrische Berechnungen in der Luft- und Seefahrt genutzt werden. Bereits zehn Jahre zuvor arbeitete der Wissenschaftler mit finanzieller Unterstützung der britischen Regierung an einer "Differenz-Maschine". Für die Analytical Engine brachte die Regierung kein Geld mehr auf, die Kosten musste Babbage aus eigener Tasche aufbringen.

Nixdorf-Museum ehrte Lovelace als erste Programmiererin

Babbage habe zwar zahlreiche Entwürfe konzipiert, gebaut wurde die Maschine jedoch nie, erklärt Doreen Hartmann, Kuratorin einer Ausstellung in Paderborn: "Die Analytical Engine existierte nur auf dem Papier." In Paderborn wird Lovelace in der Schau "Am Anfang war Ada - Frauen in der Computergeschichte" im Heinz Nixdorf Museumsforum noch bis Juli als erste Programmiererin der Welt geehrt.