KOLUMNE

Ach wie gut, dass niemand weiss ...

19.03.1993

Mit drei Themen befasst sich diese Kolumne: Messe, Microsoft und Siemens - ein Zusammenhang besteht nur insofern, als unsere Urteile subjektiv sind. Und wir regen uns auf ueber die Informationspolitik dieser Unternehmen.

Zur Messe:

Die CeBIT ist keine normale Messe, mag man die "Tuttifrutti"-Show moegen oder nicht. Ueber keine Veranstaltung der DV-Branche wissen wir mehr und gleichzeitig weniger als ueber die CeBIT. Wer auf die Messe-Manager schimpft, greift die Falschen an: Verantwortlich fuer das Konzept und die Organisation der CeBIT sind die grossen Verbaende (VDMA, ZVEI, BDU, BVB etc.), die den Messeausschuss und den Ausstellerbeirat bilden. So erfaehrt man, was die Aussteller denken, nicht aber, wie die Verbaende lenken. Quo vadis, CeBIT?

Zu Microsoft:

Fuer das Verstaendnis bei Konkurrenten, Kunden und Kolumnisten duerfte es eine wesentliche Voraussetzung sein, dass sie von Microsoft so schnell und umfassend wie noetig informiert werden. Nur wer nicht redet, bringt sich ins Gerede. Das US-Kartellamt FTC (Federal Trade Commission) untersucht in Sachen Microsoft-Monopol. Trauen wir den FTC-Verantwortlichen zu, dass sie sich ein unabhaengiges Urteil bilden koennen. Man wird sehen, was dabei herauskommt. Auf diesen Aspekt hat Wolfgang Sprick hingewiesen (siehe nebenstehenden Leserbrief: "Microsoft ist (noch) kein Monopolist"). Jetzt so zu tun, als waere nichts, schadet der Gates- Company. Wenn die Microsoft-Macher reinen Gewissens sind, weil sie sich an die Spielregeln des Marktes gehalten haben, dann duerfte es ihnen nicht schwerfallen, um Vertrauen zu werben. Aber doch nicht so: Fuer Microsofts Steve Ballmer ist ausgemacht, dass es etwa Novell nicht gelingen wird, DOS- und Windows-Anwendungen unter Unix stoerungsfrei zum Laufen zu bringen. Was weiss Ballmer, was Novell nicht weiss?

Zu Siemens:

Was soll man von der Aussage des Siemens-Chefs Heinrich von Pierer halten, die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) werde fruehestens in drei Jahren schwarze Zahlen schreiben? An eine Veraeusserung der Computersparte sei nicht gedacht, erst muesse die SNI ihre "Hausaufgaben" machen. Hausaufgaben aufgeben und keine Konsequenzen androhen: Welche erzieherische Wirkung kann das haben? Und was soll im Nachhilfe-Unterricht gebueffelt werden? Schwamm drueber. Fuer die SNI-Mitarbeiter ist es immerhin beruhigend zu wissen, dass ihr Unternehmen - wenn wir von Pierer richtig verstanden haben - bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag Verluste machen kann. Und die Konkurrenz mag sich darueber freuen, dass SNI aus der Siemens-Kasse subventioniert wird - ein gutes Gefuehl auch fuer die SNI-Kunden?