Gedämpfte Geschäftserwartungen

Accenture entlässt 19.000 Beschäftigte

24.03.2023
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Accenture will in den nächsten 18 Monaten rund 19.000 von insgesamt 738.000 Stellen streichen. Der IT-Dienstleister spürt das vorsichtigere Investitionsverhalten großer Kunden.
Julie Sweet, CEO von Accenture, will trotz einer guten Geschäftsentwicklung die Personaldecke kürzen und umstrukturieren.
Julie Sweet, CEO von Accenture, will trotz einer guten Geschäftsentwicklung die Personaldecke kürzen und umstrukturieren.
Foto: Accenture

In einem Bericht an die US-Börsenaufsicht schreibt das Unternehmen, dass die meisten der voraussichtlich betroffenen Mitarbeitenden in "nicht fakturierbaren Unternehmensfunktionen" tätig seien. Außerdem betonte Accenture, man werde auch weiter Personal einstellen, um den "strategischen Wachstumsprioritäten" zu folgen. Der Abbau- und Restrukturierungsplan soll etwa 1,5 Milliarden Dollar kosten, die in diesem und im nächsten Jahr hauptsächlich in Abfindungen fließen werden.

Wie Chief Financial Officer (CFO) KC McClure am Donnerstag (23. März 2023) in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte, habe Accenture allein in den beiden vorangegangenen Quartalen 28.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Mit dem Aderlass bei Accenture schwappt die Entlassungswelle in der ITK-Industrie nun auch auf den IT-Dienstleistungs- und Beratungssektor über. In den Märkten dämpfen die andauernden Unsicherheiten aufgrund steigender Zinsen, einer hohen Inflation und vielfältiger wirtschaftlicher Herausforderungen die Investitionsbereitschaft. Die Unternehmen arbeiten an ihren Kostenstrukturen.

Das Wall Street Journal zitiert Victor Janulaitis, den Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Janco Associates Inc. mit den Worten, vor allem im Rechenzentrumsbetrieb und der Telekommunikation werde derzeit rationalisiert und automatisiert. In anderen Bereichen, etwa Cybersicherheit und Softwareentwicklung, sei die Qualifikationslücke dagegen weiter groß, es werde unvermindert eingestellt.

Lesen Sie auch bei CIO.de ein Interview mit Christina Raab, Deutschland-Chefin von Accenture.

Auch McKinsey und Cognizant spüren schwache Konjunktur

Auch McKinsey hatte im vergangenen Monat angekündigt, bis zu 2.000 von insgesamt 45.000 Stellen zu streichen. Bei KPMG müssen 700 Mitarbeiter von Bord gehen, und Cognizant meldete im Februar eine Verlangsamung seines Wachstums. CFO Jan Siegmund sagte, dass die Nachfrage der größten Kunden nachlasse und zudem grundsätzliche Veränderungen im Technologiesektor zu beobachten seien.

Die IT-Budgets weltweit werden laut einer Gartner-Prognose vom Januar auch 2023 wachsen, allerdings wohl nicht so stark, wie noch einige Monate vorher prophezeit.
Die IT-Budgets weltweit werden laut einer Gartner-Prognose vom Januar auch 2023 wachsen, allerdings wohl nicht so stark, wie noch einige Monate vorher prophezeit.
Foto: Gartner

Gartner hatte die weltweiten IT-Ausgaben im Jahr 2023 zuletzt auf voraussichtlich 4,5 Billionen Dollar taxiert, was immerhin einem Anstieg von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten würde. In der vorhergehenden Schätzung vom Oktober 2022 hatten die Analysten allerdings noch ein mehr als doppelt so starkes Wachstum (5,1 Prozent) vorhergesagt. Ist die Nachfrage der großen Konzerne gedämpft, wirkt sich das unmittelbar auf die Geschäfte der großen IT-Dienstleister aus, die vor allem Personal bereitstellen.

Accenture meldete am Donnerstag trotz der schlechten Nachrichten erfreuliche Zahlen für sein abgelaufenes zweites Quartal. Die Einnahmen wuchsen um fünf Prozent auf 15,8 Milliarden Dollar und lagen damit leicht über den eigenen Erwartungen. Allerdings musste das Unternehmen seine Umsatzprognose für das gesamte Geschäftsjahr ein wenig zurücknehmen. Der Nettogewinn im abgelaufenen Quartal lag mit 1,53 Milliarden Dollar unter dem der Vorjahresperiode (1,64 Milliarden) und erreichte mit 2,39 Dollar je Aktie nicht die durchschnittlichen Schätzungen der Wallstreet-Analysten (2,50 Dollar je Aktie). (hv)